Pressemitteilung vom 10. November 2015
4. Jahresinvestmentkonferenz Afrika: Afrikas Aufschwung trägt
sich zunehmend selbst
Ein auf mehr strukturelle Nachhaltigkeit ausgerichtetes Wachstum, eine stärkere finanzielle
Förderung einheimischer Industrien und eine wachsende Kaufkraft der Verbraucher als
treibender Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung – diese Trends standen im Mittelpunkt
der vierten Jahresinvestmentkonferenz Afrika 2015 am 21. Oktober. Organisiert wurde die
Veranstaltung im Leonardo Royal Hotel in München erneut vom Finanzen Verlag in
Zusammenarbeit mit dem Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft und Bellevue Asset
Management.
Fünf Referenten präsentierten den rund 120 Teilnehmern die Chancen, die der afrikanische Kontinent
für Unternehmen und Investoren bietet, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Wie ein roter Faden
zog sich durch alle Vorträge der demografische Faktor Afrika. Mehr als die Hälfte des weltweiten
Bevölkerungswachstums, das in den Jahren 2015 bis 2050 erwartet wird, findet in Afrika statt. Und bis
zum Jahr 2050 wird Nigeria als bevölkerungsreichstes Land Afrikas von der Bevölkerungszahl die
USA übertreffen. Diese Herausforderung gilt es in nachhaltiges Wachstum umzusetzen, das sich
langfristig wiederum für Investoren auszahlen soll.
Candice Aletter von der Steuerberatungsfirma Rödl & Partner unterstützt in ihrer beruflichen Tätigkeit
Unternehmen, die ihr Geschäft in Afrika aufbauen oder expandieren wollen. Ein wichtiger Aspekt, den
die Rechtsanwältin in den vergangenen Jahren beobachtet hat: Das Wachstum in Afrika ist weniger
von Rohstoffexporten getragen. Stattdessen steige die Nachfrage an ausländischen Investments in
erneuerbare Energien, verbesserte Anbaumethoden in der landwirtschaftlichen Produktion und in
Konsumgüter. Rödl & Partner ist mit sechs Niederlassungen in Afrika vertreten. Als praktisches
Beispiel erläuterte Candice Aletter ein Projekt zur Nutzung der Tiefengeothermie in Ostafrika, bei dem
Rödl & Partner federführend ist. Angestossen hat dieses Programm mit dem Namen Geothermal Risk
Mitigation Facility (GRMF) die Kommission der Afrikanischen Union, Afrikas Pendant zur EUKommission.
Es soll für acht ostafrikanische Staaten Anreize schaffen für Investitionen in die
alternative Energiegewinnung. Um die hohen Anlaufkosten für staatliche Institutionen und private
Firmen abzufedern, werden EUR 800 Mio. über einen Förderfonds zur Verfügung gestellt. Die
entsprechenden Finanzmittel kommen von der KfW Entwicklungsbank aus Geldern des Deutschen
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie des EU-Africa
Infrastructure Trust Fund.
Ebenfalls über seine langjährige berufliche Praxis in Afrika referierte Jörg Wellmeyer,
Geschäftsführer von Strabag International GmbH. Der deutsche Baukonzern erzielte 2014 rund EUR
500 Mio. seines Jahresumsatzes von EUR 14 Mrd. in Afrika. Bei seinen Aufträgen verfolge Strabag
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als oberste Prinzipien. In der Praxis bedeutet das die
Ausbildung der Arbeitskräfte sowie deren medizinische Versorgung, die nach Projektende durch einen
unabhängigen Träger weitergeführt werde. Zugleich betonte Wellmeyer, der stellvertretendes
Präsidiumsmitglied des Deutschland-Afrika-Vereins ist, die „Null-Toleranz“ seines Unternehmens für
Korruption. Aus diesem Grund beteilige sich Strabag auch nicht an Ausschreibungen von
Staatsaufträgen. Entscheidend sei die Einzelstaatsanalyse anhand von ökonomischen und politischen
Faktoren. Generell zeige Ostafrika im Hinblick auf Zollfreiheit und Kapitalgrundlage die grösste
Stabilität. Dabei spiele die East African Community als regionaler Staatenbund für die wirtschaftliche
und politische Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle.
Die treibenden Kräfte für den wirtschaftlichen Aufstieg von Afrika bildeten den Schwerpunkt im Vortrag
von Malek Bou-Diab zu den Anlagechancen in Afrika. Bou-Diab, bei Bellevue Asset Management
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Portfolio Manager für den Aktienfonds BB African Opportunities, sieht einen entscheidenden
Wendepunkt in der wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas. Befeuerten in der Vergangenheit globale
Faktoren wie steigende Rohstoffpreise und der konjunkturelle Aufschwung in den USA und Europa
den Handel mit Afrika, so sind heute die Regierungen vermehrt zur Einsicht gekommen, den Fokus
auf lokale strukturelle Wachstumstreiber zu legen. Diese seien gekennzeichnet von mehr Investitionen
in die heimische Wirtschaft, einer besseren Diversifizierung der Wirtschaftszweige und der Schaffung
von mehr Arbeitsplätzen für lokale Fachkräfte.
Anders als in der Vergangenheit, so Bou-Diab weiter, habe sich eine wachsende Zahl von
Regierungen zum Vorsatz genommen, über nachhaltiges Wachstum den Lebensstandard zu erhöhen.
Nicht politische und wirtschaftliche Eliten, sondern der steigende materielle Wohlstand einer
wachsenden Mittelschicht bilde dafür die Grundlage. Der Weg zur Umsetzung erweist sich als steinig,
erste Anzeichen sind jedoch bereits ersichtlich. So muss sich Nigeria den Konsequenzen seiner
Abhängigkeit von Erdölexporten stellen und wirtschaftliche Reformen vorantreiben. Für Ägypten
zeichnen sich nach dem Einschnitt durch die Auswirkungen des Arabischen Frühlings ab 2015 erste
Anzeichen einer konjunkturellen Erholung ab. Bei den laufenden Ausgaben werden vor allem die
staatlichen Subventionen gekürzt. Zugleich werde das tiefe Investitionsniveau nach oben korrigiert.
Sein Fazit aus Anlegersicht: Der Aufschwung dürfte sich langfristig in den Gewinnen der
börsennotierten afrikanischen Gesellschaften positiv niederschlagen. Dabei betont der Fonds
Manager, dass es sich dabei nicht um einen linearen Prozess handelt, sondern Phasen der
Stagnation oder gar temporäre Rückschläge eintreten können, was in der Natur von aufstrebenden
Schwellenländern liegt. Für Einsteiger empfiehlt er, bei einem Anlagehorizont von mindestens drei bis
fünf Jahren mit rund 5% der gesamten Portfolioallokation in Schwellenländern anzufangen und diese
Positionen sukzessive aufzustocken.
Die afrikanischen Verbraucher als treibende Wirtschaftskraft des Kontinents hat auch Paul-Harry
Aithnard im Visier. Der Vorstand der in 37 afrikanischen Staaten tätigen Eco Bank mit Hauptsitz in
Togos Hauptstadt Lomé erwartet angesichts der steigenden Einkommen einen rapide steigenden
Bedarf an Finanzdienstleistungen. Zwar bleiben Banken die dominierenden Akteure. Zugleich sind
Banken und Pensionskassen die am schnellsten wachsenden Segmente. Schätzungen erwarten bis
2020 jährliche Steigerungsraten von durchschnittlich 12% bei den verwalteten Vermögen. Nigeria,
Ghana und Kenia seien dabei am weitesten fortgeschritten. Auf institutioneller Ebene haben lokale
Vermögensverwalter den grössten Anteil der institutionellen Mandate inne. Bedingt durch die
flächendeckende Verbreitung von Smartphone spielen bei den finanziellen Transaktionen in Ländern
wie Kenia und Ghana mobile Endgeräte die Schlüsselrolle. Zugleich mangelt es den meisten
nationalen Börsenplätzen an kritischer Grösse. Um ein flächendeckendes Angebot von Wertpapieren,
Anleihen und Fondsprodukten zu gewährleisten, plädiert Aithnard deshalb für ein Zusammenlegen der
regionalen Finanzmärkte. Ebenso notwendig sei es, Kapitalkontrollen abzubauen.
Die Chancen und Hindernisse für eine Wachstumsstory Afrika stellte der Finanzjournalist und
Buchautor Christian Hiller von Gaertringen in seinem abschliessenden Vortrag nochmals in den
Mittelpunkt. Die Argumente für sein gerade erschienenes Buch „Afrika – das neue Asien“ erläuterte er
anhand von Fakten und Einzelbeispielen. So liege das Wirtschaftswachstum von 5% in diesem Jahr
und von 6.2% für 2016, das führende Wirtschaftsinstitute für Afrika erwarteten, über dem Durchschnitt
anderer grosser Schwellenländer. Zugleich sei Afrika resistenter gegenüber Abschwüngen in der
Weltkonjunktur geworden: „Das zeigt sich etwa darin, dass der Kontinent anders als etwa Russland
oder Brasilien die sinkenden Rohstoffpreise gut weggesteckt hat.“
Um das Bevölkerungswachstum zu meistern, setzen einzelne afrikanische Länder auf technologische
Innovationen in Bildung und Gesundheitsversorgung. So halte in Äthiopien mit seiner
unterentwickelten Verkehrsinfrastruktur die Telemedizin-Diagnose von Patienten Einzug, um
Patienten effizient zu versorgen. In Ruanda wiederum, das sich zu einem afrikanischen Vorzeigestaat
entwickle, habe sich die Regierung von Paul Kagame das ehrgeizige Ziel gesetzt, in Zukunft jedes
Schulkind mit einem PC-Tablet auszustatten.
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Wie alle Referenten zuvor ist Hiller davon überzeugt, dass Afrika auf gutem Weg ist, einen
selbsttragenden Aufschwung in die Wege zu leiten. Die grösste Herausforderung sieht er darin, die
Folgen der rapiden Urbanisierung wie Verkehrsinfrastruktur, Wohnraum und Umweltverschmutzung
zu meistern.
BB African Opportunities (Lux)
Der Fonds investiert vorwiegend in börsennotierte Unternehmen in den aufstrebenden Ländern
Afrikas. Es sind dies insbesondere Länder Nordafrikas und der Sub-Sahara. Schwellenländer-
Spezialisten, die mitunter selbst aus der Region stammen, fokussieren auf profitable gross- und
mittelkapitalisierte Unternehmen. ISIN B-EUR: LU0433847240
Für weitere Informationen:
Bellevue Asset Management AG, Seestrasse 16, 8700 Küsnacht, Switzerland, Tel. +41 44 267 67 00
Tanja Chicherio, tch@bellevue.ch
b-public AG, Pfingstweidstrasse 6, 8005 Zürich, Switzerland, Tel. +41 79 423 22 28
Thomas Egger, teg@b-public.ch
Bellevue Asset Management
Bellevue Asset Management ist eine unabhängige und hochspezialisierte Asset Management
Boutique mit Fokus auf die Verwaltung von Aktienfonds für ausgewählte Sektor- und
Regionenstrategien, insbesondere in den Bereichen Afrika, Aktien Entrepreneur Schweiz/Europa und
Aktien Healthcare.