Steuerpläne setzen US-Bonds stark unter Druck

22.05.2025 10:06

Donald Trump will die Steuern deutlich senken. Die Märkte fürchten, dass das Haushaltsdefizit ausser Kontrolle geraten könnte – und lassen die Kurse der Staatsanleihen fallen. Schon jetzt zahlt Amerika mehr Geld für Zinsen als für die Verteidigung.

Seine Pläne dürften die Schulden nochmals stark ansteigen lassen. Die Investoren reagieren mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen. (Bild noamgalai/Shutterstock)
Seine Pläne dürften die Schulden nochmals stark ansteigen lassen. Die Investoren reagieren mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen. (Bild noamgalai/Shutterstock)

Die Zinsen für 30-jährige US-Staatsanleihen steigen im Gegenzug zeitweise auf 5,1 Prozent und sind damit nur noch knapp unter einem 20-Jahres-Hoch. «Der Anleihenmarkt wird selbst über die Bedingungen des Haushaltsgesetzes abstimmen», warnt George Catrambone, von DWS Americas. «Es sieht nicht so aus, als ob dieser Präsident oder dieser Kongress das Defizit wirklich sinnvoll reduzieren wird.»

Weniger Nachfrage

Erst vergangene Woche hatte die Ratingagentur Moody’s den USA die Bestnote entzogen. Am Mittwoch traf eine Auktion von 20-jährigen Staatsanleihen nur auf eine geringe Nachfrage.

Die Talfahrt bei festverzinslichen Wertpapieren hatte zuletzt dazu geführt, dass auch unter konservativen republikanischen Abgeordneten der Widerstand gegen Trumps Steuersenkungsplan gewachsen ist. Einige machen ihrem Unmut in den sozialen Medien Luft. Der Abgeordnete Chip Roy, ein texanischer Republikaner und Anführer der Steuergegner, kommentierte in einem Beitrag auf X die «schreckliche Anleiheauktion». Auch Warren Davidson, ein Republikaner aus Ohio, wies auf einen Beitrag über die steigenden Zinsen hin.

«Der Anleihemarkt ist ein Warnsignal an die politischen Entscheidungsträger, dass die Probleme der fiskalischen Nachhaltigkeit nicht mehr lange ignoriert werden können», sagte Priya Misra, Portfoliomanagerin bei JP Morgan. «Es ist nicht nur der Anleihenmarkt, sondern diese Ängste erfassen nun auch Aktien, und auch die Kreditinstitute werden aufmerksam.»

880 Milliarden Dollar für Zinsen pro Jahr

Zwar liegen die aktuellen US-Renditen zwischen vier und fünf Prozent in der Nähe des Niveaus, das vor 2007 und der Finanzkrise herrschte – und die USA haben in der Vergangenheit zeitweise weitaus höhere Zinsen gezahlt –, doch sind Schulden und Defizite jetzt exponentiell grösser.

Das Verhältnis der gesamten US-Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei mehr als 120 Prozent. Allein die Zinszahlungen belaufen sich nach Angaben des Congressional Budget Office im Jahr 2024 auf rund 880 Milliarden Dollar und übersteigen damit den Verteidigungshaushalt.

Die Anleger bestätigen auch die Bedenken von US-Finanzminister Scott Bessent, der in diesem Monat vor den Abgeordneten des Kongresses erklärte, dass der Schuldenpfad des Landes unhaltbar sei. Er deutete auch an, dass er sich der Macht der Anleihewächter bewusst ist, und fügte hinzu, es sei «sehr schwierig zu wissen», ab welchem Punkt die Anleger «rebellieren» würden.

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