Der Autobauer Mercedes-Benz rechnet nach dem Zollkompromiss der EU und den USA mit einer geringeren Ertragskraft. Vorstandschef Ola Källenius geht in der Pkw-Sparte nun von 4 bis 6 Prozent bereinigter Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern aus.
Bevor die Stuttgarter Ende April wegen der Zollunsicherheiten ihren Ausblick aussetzten, hatten 5 bis 7 Prozent Marge im Raum gestanden. Analysten hatten zuletzt gut 5 Prozent auf dem Zettel, vergangenes Jahr lag die Kennzahl bei 8,1 Prozent. Auch in der Lieferwagen-Sparte sehen die Aussichten nun mauer aus. Die Aktie fiel vorbörslich leicht.
Im bisherigen Jahresverlauf war die Kursbilanz bislang nahezu ausgeglichen. Analyst Jose Asumendi von der Bank JPMorgan sprach allerdings von einem starken zweiten Quartal und einer beeindruckenden Entwicklung des freien Finanzmittelflusses. Dahingehend äusserte sich auch Experte Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies positiv.
Der Umsatz im Gesamtkonzern sowie der Absatz von Pkw dürften gegenüber dem Vorjahr nun deutlich fallen, erklärt das Unternehmen. Vor den Zollerhöhungen hatte Mercedes zunächst einen leichten Erlösrückgang prognostiziert.
Im zweiten Quartal fuhr Mercedes unter anderem wegen der US-Zölle einen herben Gewinneinbruch ein. Das Konzernergebnis sackte um zwei Drittel auf 957 Mio. Euro ab. Die Stuttgarter bekamen auch Abschreibungen auf die verkauften Geschäfte in Argentinien zu spüren. Kosten für das Sparprogramm kamen hinzu. Die Sondereffekte beliefen sich auf 715 Mio. Euro vor Zinsen und Steuern im Quartal.
Das Geschäft in China läuft zudem weiter schlecht.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um gut die Hälfte auf 1,99 Mrd. Euro. In der Pkw-Sparte lag die viel beachtete bereinigte operative Marge bei 5,1 Prozent; sie ist damit besser als von Analysten befürchtet. Der Konzernumsatz ging wegen eines geringeren Absatzes um fast zehn Prozent auf 33,2 Mrd. Euro zurück.
Um die Kasse zu schonen, trat Mercedes bei den Ausgaben auf die Bremse. Der freie Finanzmittelzufluss im Industriegeschäft (ohne die Finanzdienstleistungen) stieg gegenüber dem Vorjahresquartal überraschend um knapp 15 Prozent auf 1,87 Mrd. Euro.
Bei Mercedes hat diese Kennzahl für Anleger eine besondere Bedeutung, denn der Konzern will freie Mittel, die nach der regulären Dividendenzahlung noch übrig sind, regelmässig in den Rückkauf von Aktien stecken.