Beim Einsatz von Robotern in der Industrie hat sich China in kurzer Zeit auf Platz drei vorgearbeitet. Dort lag zuletzt Deutschland.
Mit einer Roboterdichte von 470 Maschinen je 10 000 Beschäftigte arbeitete sich das Land im vergangenen Jahr in der Weltrangliste auf Platz drei vor. «Das ist besonders bemerkenswert, weil China erst 2019 die Top Ten erreicht hatte», sagte Takayuki Ito, Präsident des Weltrobotikverbands IFR zur jüngsten Statistik.
Deutschland ist in der neuesten Statistik auf Platz vier zurückgefallen. «Es ist ein Alarmsignal, wenn andere Länder schneller vorankommen», sagte IFR-Generalsekretärin Susanne Bieller dem Handelsblatt.
Deutschland hat zwar 2023 die Rekordzahl von 28 355 Industrie-Roboter installiert, bleibt aber in der mittelfristigen Dynamik deutlich hinter China zurück: Die durchschnittliche jährliche Installationsrate (CAGR) lag zwischen 2018 und 2023 bei nur 1 Prozent. China übertrifft dieses Ergebnis im selben Zeitraum um das Zwölffache.
Weltweit ist die Roboterdichte im vergangenen Jahr auf den Rekordwert von 162 Einheiten gestiegen, das ist laut Verband mehr als doppelt so viele wie noch sieben Jahre zuvor (2016: 74 Einheiten).
Die Europäische Union hat eine Roboterdichte von 219 Einheiten pro 10 000 Beschäftigte. Das entspricht einem Anstieg von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deutschland, Schweden, Dänemark und Slowenien zählen dabei zu den Top-Ten automatisierten Volkswirtschaften weltweit.
Auf Platz eins rangiert unangefochten Südkorea vor Singapur, Nachholbedarf gibt es beispielsweise noch immer in den USA, die mit 295 Robotern je 10 000 Beschäftigte nur auf Rang zehn rangieren. Die Schweiz kommt auf Platz neun, allerdings knapp hinter Slowenien und Dänemark.
Die Robotikbranche war lange von Erfolg zu Erfolg geeilt. Im vergangenen Jahr aber sank der Absatz weltweit um zwei Prozent auf 541 302 Neuinstallationen. Das lag vor allem am wichtigsten Absatzmarkt China, wo die Wirtschaft nicht so stark wieder ansprang, wie die Industrie nach der Coronapandemie erwartet hatte.
China hatte die Robotik zu einer Schlüsselindustrie erklärt und unterstützt sowohl den Einsatz von Robotern in der Fertigung als auch die eigenen Hersteller. Auch IFR-Generalsektretärin Susanne Bieller sieht Handlungsbedarf. «Andere Länder setzen bessere Anreize.» Es sei ein gutes Zeichen, dass die Politik das Problem erkannt habe und es ressortübergreifende Initiativen zur Förderung der Robotik gebe. Zudem gebe es Versuche, die Robotikindustrie und Hochschulen und Forschungsinstitute stärker zu vernetzen.
Vor allem aber sei für Planung, Programmierung und Installation von Robotern Fachwissen notwendig, das bei kleineren Firmen oft noch fehle. «Das Thema Robotik muss stärker in die Ausbildungsgänge integriert werden.» Es müsse selbstverständlich werden, dass jeder, der einmal einen Arbeitsplatz in Produktionsnähe habe, schon in der Ausbildung einen Roboter bedient habe. «Das senkt dann die Hemmschwelle beim Einsatz.»
Lange dominierten die westlichen Hersteller wie ABB und Kuka. Doch haben die chinesischen Roboterhersteller in den vergangenen Jahren vor allem in der Heimat Marktanteile erobert. «Ziel Chinas ist es, den eigenen Bedarf selbst abzudecken», sagt Bieller. Die westlichen Hersteller müssten daher ihre Absatzmärkte stärker diversifizieren.
Doch inzwischen dringen die chinesischen Hersteller auch auf die Weltmärkte vor. Dabei punkten sie zum einen über den Preis. «Die chinesischen Roboterhersteller sind in der Regel 20 bis 30 Prozent günstiger als die europäischen», sagt Mladen Milicevic vom Start-up Unchained Robotics, das auch eine Roboter-Verkaufsplattform betreibt.