Im Verfahren um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup haben US-Geschworene den Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer zu 2,1 Milliarden US-Dollar Schadenersatz verurteilt. Die Aktie fällt um mehr als sechs Prozent.
Ein Geschworenengericht in Georgia verurteilte Bayer zur Zahlung von mehr als zwei Milliarden Dollar an einen Mann, der seine Krebserkrankung auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Bayer zurückführt. Das ist eine der höchsten Strafen, die gegen den Konzern verhängt worden sind. Allerdings dürfte die Summe im Berufungsverfahren erheblich kleiner werden.
Im Januar 2024 hatte Bayer mit 2,25 Milliarden Dollar die bislang höchste Strafe wegen Glyphosat durch ein Geschworenengericht in Philadelphia kassiert - sie wurde später auf 400 Millionen Dollar gesenkt. Insgesamt hat das Unternehmen in 17 der letzten 25 Verfahren einen für sich positiven Ausgang erzielt. Die Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids hatte sich Bayer 2018 mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto ins Haus geholt. Die Zahl der angemeldeten Klagen stieg zuletzt um rund 4000 auf etwa 181 000. Für 67 000 Fälle stehen noch Einigungen aus.
«Von solchen Rückschlägen wie jetzt drohen also noch einige, was auch den Aktienkurs weiter deckeln dürfte», sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. «Es ist und bleibt eine 'Never Ending Story'.»
Vorstandschef Bill Anderson hatte zur Vorstellung der Bilanz angekündigt, in diesem Jahr spürbare Fortschritte bei der Eindämmung der Rechtsrisiken anzustreben und diese bis Ende 2026 deutlich senken zu wollen. Dabei setzt Bayer auch auf einen erneuten Anlauf vor dem Obersten Gerichtshof der USA, nachdem dieser 2022 eine Prüfung abgelehnt hatte. Diesmal rechnet sich der Konzern bessere Chancen aus, da es widersprüchliche Urteile auf Berufungsebene gibt.
Einen Teilerfolg konnte der Konzern bereits verbuchen: Der Bundesstaat Georgia verabschiedete eine Gesetzesänderung, die die Position des Unternehmens stärkt. Künftig wäre dort die Einstufung der Umweltbehörde EPA bindend, die Glyphosat als nicht krebserregend klassifiziert und daher Warnhinweise vor Krebsrisiken auf Glyphosat-Produkten untersagt. An diese Verordnung müssen sich viele Bundesstaaten mit ihren eigenen Gesetzen nicht halten. Kläger konnten deshalb bislang argumentieren, Bayer habe arglistig gehandelt, indem es keine Warnung auf seinen Glyphosat-Produkten anbrachte. Das neue Gesetz könnte die Erfolgschancen der Kläger in Georgia erheblich schmälern. Bayer setzt sich auch in anderen Bundesstaaten wie Missouri und Iowa für ähnliche Gesetzesänderungen ein.
Bayer kündigte an, in Berufung gehen zu wollen. Das jüngste Urteil sieht eine Entschädigungszahlung von 65 Millionen Dollar und einen Strafschadensersatz von zwei Milliarden Dollar vor. «Wir sind überzeugt, dass wir in der Berufung starke Argumente haben, um dieses Urteil aufzuheben oder zumindest den überhöhten und verfassungswidrigen Schadensersatz zu reduzieren», erklärte ein Bayer-Sprecher gegenüber Reuters. In bisherigen Verfahren sei der ursprüngliche Schadensersatz nach endgültigen Urteilen um insgesamt 90 Prozent gesenkt worden.