Nach langer Krise geht es im deutschen Wohnungsbau von niedrigem Niveau aus wieder bergauf. Die Zahl der Baugenehmigungen stieg im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,9 Prozent auf 110 000 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Von Januar bis Juni stieg allerdings allein die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser kräftig: Hier gab es ein Plus von 14,1 Prozent auf 21 300, wie das Statistikamt erklärte. Bei den Zweifamilienhäusern gab es dagegen einen Rückgang von 8,3 Prozent auf noch 6000 Einheiten.
Bei der zahlenmässig deutlich wichtigsten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, stagnierte die Entwicklung nahezu: Hier wurden 57 300 Wohnungen genehmigt, ein Plus von 0,1 Prozent oder gerade einmal 31 Wohnungen.
Der Verband der Deutschen Bauindustrie sieht deshalb keinen Grund zum Jubeln. «Denn der enorme Wohnungsmangel in Ballungsgebieten und ihrem Umland hält trotz hohem Bedarf weiter an», sagte Geschäftsführer Tim-Oliver Müller gegenüber Reuters. «Eines der grössten Hemmnisse für die Ausweitung des Wohnungsbaus ist – vor allem in den Ballungsgebieten – das nicht ausreichend zur Verfügung stehende und zu teure Bauland», sagte Müller.
Frische Impulse soll der sogenannte Bau-Turbo der Bundesregierung bringen. So sollen Gemeinden die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Ziel ist es, dass schneller gebaut, nachverdichtet oder aufgestockt werden kann.
In Deutschland dürften im laufenden Jahr voraussichtlich 205 000 Wohnungen fertiggestellt werden und damit 19 Prozent weniger als 2024, wie die Forschergruppe Euroconstruct voraussagt. Zu ihr gehört das Münchner Ifo-Institut. Im kommenden Jahr soll es einen weiteren Rückgang von zehn Prozent auf 185 000 geben.
«In einem weiter sehr schwierigen Markt haben sich die Rahmenbedingungen – darunter Finanzierung, Reallöhne, Immobilienpreise, erzielbare Mieten – inzwischen etwas verbessert», sagte Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister gegenüber Reuters. Dennoch dürften die Fertigstellungen erst 2027 wieder steigen und dann auch nur auf rund 195 000 Wohnungen.