«Volatilität als Quelle von Chancen auf den Rentenmärkten»

07.02.2025 18:10

«Die Ambitionen des neuen amerikanischen Präsidenten und eine trübe europäische Wirtschaftsaussicht führen zu starken Divergenzen in den makroökonomischen Perspektiven diesseits und jenseits des Atlantiks. In diesem Umfeld wird es entscheidend sein, die Rentenmärkte flexibel und reaktionsschnell zu betrachten, um von sich daraus ergebenden Chancen zu profitieren», schreiben Emmanuel Petit, Head of Fixed Income und Julien Boy, Fixed Income Portfolio bei Rothschild & Co.

Emmanuel Petit (rechts) und Julien Boy von Rothschild & Co. (Bild pd)
Emmanuel Petit (rechts) und Julien Boy von Rothschild & Co. (Bild pd)

Die Entkopplung der makroökonomischen Zyklen zwischen Europa und den USA wird sich laut den Experten 2025 als Schlüsselelement der Rentenmärkte erweisen. Dieses Phänomen, das bereits Ende 2024 mit der amerikanischen Wahl begann, spiegelt sich in den Zinserwartungen für 2025 wider: unverändert erwartet man in Europa weiterhin 4 bis 5 Senkungen, während jenseits des Atlantiks die Erwartungen von fast acht Senkungen im letzten September auf nur noch eine gefallen sind. Die langfristigen Zinsen folgen derselben Dynamik und bleiben in Europa stabil, während sie in den USA seit der Zinssenkung der Fed im September um mehr als 90 Basispunkte gestiegen sind.

Aus makroökonomischer Sicht erklärt sich diese Divergenz durch nach oben korrigierte Inflations- und Wachstumsprognosen nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus. Seine politischen Absichten lassen ein Inflationsrisiko befürchten. Allerdings könnten die Massnahmen seiner zukünftigen Regierung einen nur vorübergehenden Einfluss auf die Inflation und einen nachhaltigeren Effekt auf das Wachstum haben.

Staatsschulden als Herausforderung

Darüber hinaus stelle die Refinanzierung der Staatsschulden eine weitere grosse Herausforderung dar. Mit einem weiterhin hohen Defizit müssen die USA 2025 2 000 Milliarden Dollar refinanzieren, ebenso viel wie 2024. In Europa beläuft sich dieser Bedarf auf 800 Milliarden Euro, in einem Umfeld der Bilanzreduzierung der Zentralbanken.

All diese Unsicherheiten treiben die Laufzeitprämien nach oben und könnten zu einer Versteilung der Zinskurven führen. Durch die Divergenz der Zyklen und die Frage der Refinanzierung ist Volatilität unvermeidlich, was Chancen diesseits und jenseits des Atlantiks schafft.

Auf dem Kreditmarkt haben sich die Spreads seit 2022 deutlich verengt. In den USA und den Schwellenländern erreichen die Bewertungen in den letzten 20 Jahren selten gesehene Höchststände, was diese Märkte wenig attraktiv macht. Im Gegensatz dazu behalten europäische Investment Grades eine interessante Prämie, insbesondere bei Anleihen aus nicht-zyklischen Sektoren, die bei makroökonomischen Schocks widerstandsfähiger sind. Ebenso bieten Finanzwerte weiterhin eine attraktive Prämie, unterstützt durch robuste Solvabilitäts- und Rentabilitätskennzahlen.

Selektiver Ansatz

Im High-Yield-Segment ist laut Rothschild & Co. ein selektiver Ansatz erforderlich. Der Primärmarkt für B- und BB-Ratings sei dynamisch und werde von einer starken Nachfrage der Investoren getragen. Viele Unternehmen antizipieren die Refinanzierung ihrer Anleihen mit Fälligkeiten 2026-2027 und verlängern ihren Zeithorizont.

In diesem Umfeld erweist sich die Managementstrategie von R-co Valor Bond Opportunities als besonders relevant. Der flexible Anleihenfonds nutzt Chancen auf den internationalen Renten- und Kreditmärkten, sowohl durch klassische Anleihen als auch durch Derivate (Futures, Zins-Swaps, CDS). Sein aktiver Ansatz zielt auf eine Volatilität von unter 5 Prozent ab und kombiniert makroökonomische Analyse, Kredit- und quantitatives Screening, um eine globale Unternehmensanleihenstrategie und Relative-Value Strategien zu kombinieren. «Wir vergleichen die Zinsniveaus absolut und relativ über alle Laufzeiten der wichtigsten entwickelten Länder und analysieren die Form der Kreditkurven und die Spreads zwischen Anleihen und CDS.»

Derzeit ist das Portfolio so positioniert, dass es von Zinssenkungen in Europa profitiert, insbesondere durch inflationsindexierte Anleihen sowie die Bevorzugung kurzer Laufzeiten (2 bis 5 Jahre) in den USA. «Wir rechnen mit einer Konvergenz der Zinsen in Europa, insbesondere zwischen dem Vereinigten Königreich und der Eurozone. Darüber hinaus schätzen wir, dass die Volatilität der US-Zinsen überbewertet ist und versuchen, davon durch den Verkauf von Optionen zu profitieren.»

Im Bereich der Unternehmensanleihen bevorzugt Rotschild & Co. ein Carry bei gleichzeitiger Begrenzung des Risikos. «Wir investieren in gut bewertete Investment-Grade-Anleihen (A und BBB+), die von einer Unterbewertung dieses Segments profitieren, und decken sie durch CDS ab, um die Volatilität der Risikoprämien zu begrenzen. Unser High-Yield Exposure stützt sich auf Titel, die voraussichtlich vorzeitig refinanziert werden, sowie auf europäische Nachrangpapiere im Finanzsektor mit einer Laufzeit von weniger als drei Jahren.»

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