UniCredit ist nun grösster Commerzbank-Aktionär

09.07.2025 08:38

Die italienische UniCredit hat ihre direkte Beteiligung an der deutschen Commerzbank auf fast 20 Prozent verdoppelt und wird damit zum grössten Aktionär, dies noch vor dem deutschen Staat.

Am Hauptsitz der UniCredit bereitet man sich auf einen längeren Übernahmekampf vor. (Bild andersphoto/Shutterstock)
Am Hauptsitz der UniCredit bereitet man sich auf einen längeren Übernahmekampf vor. (Bild andersphoto/Shutterstock)

Nach Erhalt aller Genehmigungen habe man die zuvor erworbenen Derivate in Commerzbank-Aktien getauscht und halte nun rund 20 Prozent der Anteile und der Stimmrechte, teilte UniCredit in Mailand mit. Die Mutter der Münchner HypoVereinsbank hat über Derivate Zugriff auf weitere neun Prozent an der Commerzbank. Auch diese wolle man «zu gegebener Zeit» in Aktien wandeln, hiess es.

Bisher war der deutsche Staat mit zwölf Prozent grösster Aktionär der Commerzbank. Auch die neue Bundesregierung hatte sich hinter das Management der Frankfurter Bank gestellt, das die Unabhängigkeit bewahren will und einen Verkauf an UniCredit ablehnt.

Die Genehmigungen - unter anderem von der Europäischen Zentralbank, der US-Notenbank und dem Bundeskartellamt - zeigten, dass der Ansatz und das Vorgehen von UniCredit angemessen seien, betonten die Italiener in der Mitteilung.

«Feindliche Übernahmeaktivitäten»

«Dieser Schritt ist erneut nicht mit der Commerzbank abgestimmt», kritisierte dagegen das Frankfurter Geldhaus das Vorgehen in einer Stellungnahme. «Die Anpassung der Position der UniCredit hat keine Auswirkungen auf unsere strategische Ausrichtung oder unsere Ambitionen.» Das Geschäftsmodell, das auf der Eigenständigkeit der Commerzbank basiere, funktioniere.

Auch die Gewerkschaft Verdi blieb bei ihrem Nein zu einem Verkauf der Commerzbank: «Das wiederholte, unabgestimmte Vorgehen von Andrea Orcel bestätigt unsere Befürchtungen - hier handelt es sich um feindliche Übernahmeaktivitäten, nicht um vertrauensbildende Massnahmen.» Das Bundesfinanzministerium wollte sich zunächst nicht äussern.

In einem Überraschungscoup hatte UniCredit im Herbst 2024 zugegriffen, als der Bund ein 4,5-Prozent-Paket an der Commerzbank zum Verkauf gestellt hatte. Ein ähnlich grosses Paket hatten die Italiener schon vorher zusammengekauft. Vorstandschef Orcel will die Commerzbank mit der Münchner UniCredit-Tochter HVB zusammenbringen.

Das Filialnetz solle erhalten bleiben. Lokale Entscheidungs-Kompetenz, etwa bei der Kreditvergabe, solle gesichert sein. Auch die Entscheidung, wo die Deutschland-Zentrale der Gruppe sein könnte, wolle man der deutschen Politik überlassen.

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