Swiss Re: «Risikobewertung ist komplexer geworden»

08.09.2025 09:08

Politische Spannungen, Protektionismus, häufigere Streiks: Laut dem Rückversicherer Swiss Re führt das zu mehr Volatilität und macht die Risikobewertung komplexer. Gleichzeitig erwartet Konkurrent Hannover Rück tiefere Preise im Markt.

Laut Swiss Re könnten die versicherten Schäden bei Naturkatastrophen auf bis zu 300 Milliarden Dollar steigen. (Bild Bilanol/Shutterstock)
Laut Swiss Re könnten die versicherten Schäden bei Naturkatastrophen auf bis zu 300 Milliarden Dollar steigen. (Bild Bilanol/Shutterstock)

Dies erläuterten die beiden Unternehmen im Rahmen des wichtigen jährlichen Branchentreffens «Rendez-Vous de Septembre» in Monte Carlo. Die geopolitischen Spannungen, protektionistischen Massnahmen und wirtschaftlichen Veränderungen führten zu einem Wandel der globalen Lieferketten, höheren Kosten, verstärkter Unsicherheit und der erhöhten Gefahr einer langfristigen Fragmentierung, so die Swiss Re.

Darüber hinaus nähmen Streiks, Aufstände und zivile Unruhen weltweit zu. In den letzten zwölf Monaten gab es in mehr als 70 Ländern bedeutende Proteste, stellt das Unternehmen fest.

Diszipliniertes Underwriting

In diesem Umfeld müsse ein ganzheitliches Risikoverständnis entwickelt werden. Und ein diszipliniertes Underwriting sei wichtig, um das derzeitige unsichere geopolitische Umfeld zu meistern, betont die Swiss Re. Dies gelte umso mehr, weil gleichzeitig auch die Naturkatastrophenrisiken zunähmen. Eine Hauptsorge der Branche seien die nach wie vor die zunehmenden Auswirkungen extremer Wetterereignisse.

In den letzten Jahren seien die jährlichen versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auf weit über 100 Milliarden US-Dollar gestiegen, heisst es in der Mitteilung. Und die Wahrscheinlichkeit habe sich erhöht, dass sie auf 200 Milliarden oder in einem Spitzenjahr sogar auf 300 Milliarden Dollar stiegen.

Es brauche daher Verbesserungen bei der Raumplanung, den Bauvorschriften und Risikomodellen. Zudem sei es unerlässlich, dass Staat und Privatwirtschaft gemeinsam in die Prävention von Schäden und die Widerstandsfähigkeit gegen Wetterereignisse investierten

Hannover Rück stellt sich auf sinkende Preise ein

Bei der Vertragserneuerung zum 1. Januar 2026 dürften die Preise für Rückversicherungsschutz insgesamt stabil bleiben oder leicht sinken, teilte der Dax-Konzern Hannover Rück mit.

Wegen der soliden Kapitalisierung vieler Rückversicherer wachse die Kapazität für Rückversicherungsschutz, berichtete die Hannover Rück. Zugleich nehme die Nachfrage der Erstversicherer weiter zu.

«Wir gehen davon aus, dass die Rückversicherungspreise weiter auf einem angemessenen Niveau bleiben», sagte Vorstandsmitglied Sven Althoff. In den Vorjahren hatten die Rückversicherer ihre Preise kräftig erhöht. Erstversicherer müssen seither deutlich mehr bezahlen, wenn sie Teile ihrer Risiken auf Rückversicherer übertragen wollen. Schon bei den Vertragserneuerungen seit Anfang 2025 waren die Preise aber wieder etwas gesunken.

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