Europa gilt mit Blick auf die flaue Konjunktur und politische Fragezeichen als schwieriges und, wie viele meinen, vernachlässigbares Anlageterrain. Wie man trotzdem Erfolg haben kann, erläutert Laura Cooper, Head of Macro Credit and Global Investment des US-Asset Managers Nuveen.
1. Diversifizieren, um die Auswirkungen der US-Handelszölle abzumildern
Der erneute Fokus der US-Regierung auf Europa als Ziel für Handelszölle birgt erhebliche Risiken für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region. Die potenziellen Auswirkungen dieser Zölle könnte das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte reduzieren sowie die Stimmung in Deutschland, der grössten Volkswirtschaft Europas, weiter schwächen.
Hohe Energiekosten und eine strukturelle Verlangsamung der Industrieproduktion verschärfen diese Herausforderungen. Daher lautet das Gebot der Stunde: Diversifikation – auch, um die Risiken im Zusammenhang mit Handelsunsicherheiten zu mindern.
2. Auf unterbewertete Aktien setzen
Europäische Aktien bieten eine Grundlage für selektive Investitionen. Mit dem Euro, der sich der Parität zum US-Dollar nähert, werden diese Aktien zu einem erheblichen Abschlag im Vergleich zu ihren US-Pendants gehandelt. Wirtschaftliche Gegenwinde haben die Gewinnerwartungen für 2025 auf etwa 8 Prozent gedämpft.
Dennoch gibt es in Sektoren wie Gesundheitswesen, Technologie und Energie Chancen, insbesondere in solchen, die von Dekarbonisierung und Automatisierung profitieren.
3. Auf Anleihen der Peripherieländer setzen
In Peripherieländern wie Spanien, Zypern und Griechenland wird das starke Wachstumspotenzial durch umfangreiche Next-Generation-EU-Fördermittel unterstützt. Zusammen mit der Aussicht auf Zinssenkungen der EZB und niedrigere deutsche Anleiherenditen ist dies ein gutes Zeichen für die Gesamtrendite peripherer Anleihen.
Die Spreads der Anleihen der Peripherieländer, darunter Spanien und Italien, dürften weiter gestützt werden, da die Jagd nach Renditen den steigenden Druck durch das Risiko eskalierender geopolitischer Spannungen ausgleicht.
4. Taktische Investmentchancen in Frankreich nutzen
Auch Frankreich sieht sich erhöhter politischer Unsicherheit gegenüber. Fiskaldefizite und Schuldenstrukturen haben bereits zu einem Anstieg der Renditen für Staatsanleihen geführt, und das Risiko einer Herabstufung in die Single-A-Ratingkategorie könnte erhebliche Abflüsse auslösen. Trotzdem könnte diese Volatilität taktische Chancen für Investoren bieten, um von Marktanpassungen zu profitieren.
5. Wertschöpfung bei britischen Staatsanleihen nutzen
Das Vereinigte Königreich, das mit einem schwierigen makroökonomischen Umfeld zu kämpfen hat, bietet ein weiteres interessantes Investitionsfeld. Während im Frühjahr 2025 mit einer fiskalischen Straffung gerechnet wird, könnten nachlassende Inflation und prognostizierte Zinssenkungen durch die Bank of England günstige Bedingungen für Investitionen in Gilts schaffen.
Die Erwartung, dass die Rendite der zehnjährigen Gilt-Anleihen bis zum Jahresende unter vier Prozent fallen könnte, hebt das Potenzial für eine strategische Positionierung in diesem Markt hervor.
Fazit
Die Wachstumsprognosen für Europa 2025 sind gedämpft. Umso bedeutender wird ein strategischer und fokussierter Investitionsansatz für die Region. Durch sorgfältiges Navigieren durch die wirtschaftliche und politische Landschaft können Investoren Chancen nutzen, die Risiko und Ertrag in einer herausfordernden, aber dynamischen Umgebung ausgleichen, folgert Anlageexpertin Laura Cooper.