Biontech kauft Konkurrenten Curevac

12.06.2025 13:20

Im Kampf gegen Krebs bietet die deutsche Biontech rund 1,25 Milliarden Dollar für Curevac. Das ist der zweite grosse Deal innerhalb von kurzer Zeit für die Mainzer.

Biontech war zuletzt das erfolgreichere Unternehmen, während Curevac unter anderem bei Covid-19 Impfstoffen scheiterte. (Bild Steve Heap/Shutterstock)
Biontech war zuletzt das erfolgreichere Unternehmen, während Curevac unter anderem bei Covid-19 Impfstoffen scheiterte. (Bild Steve Heap/Shutterstock)

Beide Unternehmen haben einen bindenden Kaufvertrag unterzeichnet, wie Biontech mitteilte. Der angebotene Preis für alle Curevac-Aktien liegt bei 1,25 Milliarden Dollar. Geplant sei ein Tausch mit Biontech-Aktien. Bei erfolgreicher Übernahme soll Curevac in dem Mainzer Unternehmen aufgehen und der Firmenname verschwinden.

Der Deal markiert laut Experten einen Wendepunkt in der deutschen Biotechindustrie. Es rücken zwei Unternehmen zusammen, die jahrelang in direktem Wettbewerb standen: erst mit der Entwicklung von Covid-19-Impstoffen und später bei der Erforschung neuer Therapien gegen Krebs. Biontech war dabei stets das erfolgreichere Unternehmen, während Curevac mit mehreren Projekten scheiterte, unter anderem bei Covid-19. Beide stehen bei der weiteren Entwicklung unter hohem Konkurrenzdruck – nicht nur durch die starke US-Biotech-Industrie, sondern zunehmend auch durch chinesische Wettbewerber.

Jetzt wollen die Unternehmen ihre Kräfte bündeln. Dabei geht es vor allem um den Einsatz der sogenannten mRNA-Therapie gegen Krebs. «Diese Transaktion ist für uns eine weitere Investition in die Zukunft der Krebsmedizin», sagte Ugur Sahin, Vorstandschef und Mitgründer von Biontech. «Unser Ziel ist es, die Entwicklung von innovativen und transformativen Krebsbehandlungen voranzutreiben und in den kommenden Jahren neue Behandlungsstandards für verschiedene Krebsarten zu etablieren.»

Allein keine Chance

Für Curevac ist der Verkauf praktisch das Eingeständnis, dass das Tübinger Unternehmen in der Medikamentenentwicklung allein keine Zukunftschance hat. So sehen es auch die Hauptaktionäre, die bereits Zustimmung zu dem Deal mit Biontech signalisiert haben.

Mehrheitseigner mit 36,8 Prozent der Curevac-Anteile ist die Investmentgesellschaft Dievini des Milliardärs und SAP-Mitgründers Dietmar Hopp. Sie hat den Verkauf bereits fixiert. Die deutsche Bundesregierung hat laut Biontech signalisiert, dass sie der Transaktion grundsätzlich positiv gegenübersteht. Der Staat hält 13,3 Prozent der Aktien von Curevac.

Damit dürfte Biontech bereits die Mehrheit an dem Konkurrenten sicher haben. Weitere sieben Prozent liegen beim britischen Pharmakonzern GSK, mit dem Curevac eine Forschungskooperation verbindet. Die restlichen Aktien werden an der US-Börse Nasdaq gehandelt. Ihr Drei-Monats-Durchschnittskurs liegt bei 3,53 Dollar. Biontech bietet 5,46 Dollar pro Aktie und damit einen Aufschlag von 55 Prozent.

Die mRNA-Technologie gilt seit der Corona-Pandemie als aussichtsreicher neuer Weg zu Bekämpfung schwerer Krankheiten. Bei Covid-19 hat Biontech 2020 mit dieser Technologie gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer binnen kürzester Zeit den erfolgreichsten Impfstoff weltweit entwickelt. Dabei galt Curevac zum Beginn der Pandemie als ebenso aussichtsreicher Impfstoffentwickler. Damals lotete die US-Regierung unter Präsident Donald Trump angeblich sogar eine Übernahme des Unternehmens aus, um sich Zugang zur mRNA-Technik für die Pandemie-Bekämpfung zu sichern.

Deutschland hat sich eingekauft

Im Mai 2020 stieg aber der deutsche Staat ein und übernahm 23 Prozent der Curevac-Anteil für 300 Millionen Euro. Für die jetzt noch gehaltenen 13 Prozent kann der Bund rund 163 Millionen Euro einnehmen. Das Verlustgeschäft für den Staat dürfte sich damit in Grenzen halten. Im vergangenen Jahr dann verkaufte Curevac die Rechte an seinen Grippe- und Corona-Impfstoffprogrammen an das britische Pharmaunternehmen GSK und erhielt dafür 400 Millionen Euro an Vorauszahlungen.

Ohne den Deal hätte es für die Tübinger düster ausgesehen. Angesichts hoher Verluste hätte das Geld hätte nur noch bis zum vierten Quartal 2025 gereicht, wie die Firma damals angab.

Patentstreit ist wohl beigelegt

Beide Firmen lieferten sich zuletzt vor Gericht intensive Auseinandersetzungen um Patente in der mRNA-Technologie. Endgültige gerichtliche Entscheidungen gibt es bisher nicht. Das Thema dürfte sich mit der Fusion nun auch erledigt haben.

Für die Mainzer ist es bereits der zweite grosse Deal innerhalb von wenigen Wochen. Anfang Monat gab Biontech bekannt, sein Krebsmedikament BNT327 in Zukunft gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb zu entwickeln. BMS zahlt für die Zusammenarbeit insgesamt bis zu 11,1 Milliarden Dollar.

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