«Luxusleben wurde erstmals günstiger»

14.07.2025 13:09

Der «Global Wealth and Lifestyle Report 2025» von Julius Bär zeigt eine Zäsur: Erstmals seit vielen Jahren verzeichnet der Lifestyle-Preis-Index einen Rückgang. Die Studie basiert auf Preisdaten aus 25 Städten weltweit sowie einer Befragung von 360 vermögenden Personen mit mindestens einer Million US-Dollar Anlagevermögen.

Der Preis-Rückgang unter anderem bei Handtaschen und Schmuck, deuten laut Studie auf einen geringeren Luxuskonsum hin. (Bild Lacosteman/Shutterstock)
Der Preis-Rückgang unter anderem bei Handtaschen und Schmuck, deuten laut Studie auf einen geringeren Luxuskonsum hin. (Bild Lacosteman/Shutterstock)

Dieser Preisrückgang, insbesondere bei Gütern (-3,4 Prozent), steht laut Mitteilung für eine Trendwende unter High-Net-Worth Individuals (HNWIs): Statt materiellem Konsum rückt das Thema Langlebigkeit in den Fokus – sowohl in finanzieller als auch in gesundheitlicher Hinsicht.

Dienstleistungen verbilligten sich dabei bloss um 0,2 Prozent, während die Preise für Waren deutlich zurückgingen. Grund dafür sei vor allem der Verfall bei den Technologieprodukten (-22,6 Prozent). Aber auch der Rückgang bei Handtaschen, Schmuck, Champagner und Damenschuhen deuten laut Studie auf einen geringeren Luxuskonsum hin.

«Das spiegelt eine schwächere Nachfrage nach Luxusgütern wider, da Verbraucher ihre Ausgaben von materiellen Gütern hin zu Erlebnissen verschieben», erklärt Forschungsleiter Christian Gattiker-Ericsson. Für Portfolios mit Luxusaktien sei das ein wichtiges Signal.

Mehr Immobilien als Aktien in Europa

Besonders relevant für Vermögensverwalter: Die Studie zeigt eine wachsende Kluft im Anlageverhalten zwischen den Regionen. Europäische und nordamerikanische vermögende Anleger werden zunehmend konservativer. Sie setzen verstärkt auf Vermögenserhalt statt Vermögensmehrung.

Das zeigt sich konkret in der Vermögensaufteilung: Immobilien haben Aktien als beliebteste Anlageklasse in Europa überholt – ein Novum. Gleichzeitig bevorzugen europäische Vermögende zum ersten Mal «Value for Money» als wichtigsten Kaufgrund für Luxusgüter, noch vor Heritage und Innovation.

Anders in Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika: Dort bleiben Anleger risikofreudig, streuen ihre Portfolios stärker und investieren häufiger in Zukunftstrends oder werteorientierte Anlagen. 68 Prozent der Investoren aus dem asiatisch-pazifischen Raum erhöhten ihre Investitionen. In Europa sind die Werte deutlich konservativer.

Ein Megatrend erfasst alle Regionen: 87 bis 100 Prozent der befragten Vermögenden investieren aktiv in ihre Langlebigkeit – von Lifestyle-Änderungen bis hin zu Gentherapie und Kryokammern. Dieser Trend hat direkte finanzielle Konsequenzen: Die Mehrheit der Anleger würde ihre Vermögensstrategie anpassen, falls sie zehn Jahre länger leben sollte.

Von Luxus zum Erlebnis

Der dokumentierte Wandel von materiellen Gütern zu Erlebnissen spiegelt sich auch in den Sektorpräferenzen wider. Während traditionelle Luxusgüterhersteller unter Druck stehen, boomen Travel-, Hospitality- und Wellness-Segmente. Business-Class-Flüge verteuerten sich um 18,2 Prozent – hauptsächlich getrieben von Urlaubsreisenden statt Geschäftsreisenden.

Zürich ist fünftteuerste Stadt

Derweil kostet das Leben in Luxus nicht überall gleich viel: Die weltweit teuerste Stadt für Millionäre ist laut der Studie immer noch Singapur. Insgesamt habe die Region Asien-Pazifik nur einen leichten Preisrückgang von 1 Prozent erlebt und sei damit die stabilste Region des Berichtsjahres.

Gleichzeitig stieg London auf den zweiten Platz auf und verdrängte damit Hongkong auf den dritten. Aber auch Monaco und Zürich rückten auf Platz 4 beziehungsweise 5 vor und Dubai setzt seinen Aufwärtstrend weiter fort. Am günstigsten leben Millionäre weiterhin in der südafrikanischen Metropole Johannesburg.

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