«Seit über einem Jahr sind Investment Grade Fonds bei Investoren sehr beliebt, zumal die Renditen seit der Zinswende 2022 historisch attraktive Einstiegschancen eröffneten», schreibt Maria Stäheli, Senior Portfolio Manager Fixed Income, Swiss Life Asset Managers.
Mit der durch den Zollhammer der USA ausgelösten Marktverunsicherung hat der Kauftrend einen temporären Dämpfer erhalten, doch fand ein Segment weiterhin grossen Zuspruch: Investment Grade Anleihen mit kurzer Laufzeit.
Dabei standen Unternehmensanleihen besonders in der Gunst der Käufer, über Monate hinweg sogar deutlich stärker als Staatsanleihen. Und obwohl die Kreditprämien auf Unternehmensanleihen nachfragebedingt stark gesunken sind, hat der Kaufdruck kaum nachgelassen.
Bei genauer Betrachtung wird das beobachtete Investorenverhalten besser verständlich: Die Zeit der risikofreien Staatsanleihen ist vorbei. Die fiskalische Expansion und die sprunghaft gestiegene politische Unsicherheit haben zu deutlich höherer Volatilität bei US-Staatsanleihen geführt. Zudem hat sich ihr Renditeaufschlag gegenüber dem USD-Swap-Satz seit 2021 fast verdreifacht. Beim Swap-Satz handelt es sich um jenen Zinssatz, zu welchem sich Banken gegenseitig Kredite vergeben. Je nach Bonität des Staates zahlen Staatsanleihen weniger (bessere Bonität) oder mehr Rendite (schlechtere Bonität) als die Teilnehmer am Swap-Markt der gleichen Währung.
Spätestens seit der Herabstufung der USA durch die Rating Agentur Moody's Mitte Mai 2025 ist klar: Die Bonität von US-Staatsanleihen hat sich nachhaltig verschlechtert. Vor diesem Hintergrund gewinnen Unternehmen mit einem Investment Grade (IG) Rating dank ihrer soliden Ausgangslage an Attraktivität. Dies ergibt sich nicht zuletzt aufgrund der positiven Ratingentwicklung: Das Durchschnittsrating der Anlageklasse stieg zuletzt kontinuierlich und der Anteil der IG-Unternehmen mit dem niedrigsten Rating (BBB-) sank im globalen Universum in den letzten vier Jahren von 13 auf 10 Prozent. Dass die Risikoaufschläge im Vergleich zu Staatsanleihen sinken, ist in diesem Kontext eine logische Konsequenz.
Nebst grundlegenden Vorteilen können IG Unternehmensanleihen auch quantitativ punkten: Unternehmensanleihen bieten dank ihrer Kreditrisikoprämie nach wie vor eine höhere erwartete Rendite als Staatsanleihen. Zudem sind sie historisch betrachtet weniger volatil und wesentlich breiter diversifiziert als vergleichbare Staatspapiere.
Auch die Positionierung auf der Zinskurve lässt Unternehmensanleihen derzeit besonders attraktiv erscheinen: Die Kombination aus wirtschaftlicher Abschwächung und erwarteter fiskalischer Expansion hat die Form der Zinskurve in den letzten Wochen bereits stark verändert. Die Zinsen für kurze und mittlere Laufzeiten (Laufzeiten bis zu fünf Jahren) sanken seit Jahresanfang deutlich, während Langfristzinsen (20-30 Jahre) in die Höhe getrieben wurden.
Nach Einschätzung von Swiss Life Asset Managers dürfte dieser Trend anhalten, denn die Zinskurven sind in den grossen Währungsräumen immer noch flacher als im langfristigen Mittel. In der Vergangenheit sind diese Kurven insbesondere während und nach einer wirtschaftlichen Schwächephase schnell steil angestiegen. Wer in diesem Umfeld auf Unternehmensanleihen setzt, profitiert stärker von der Normalisierung der immer noch flachen Zinskurven, denn der Markt für Unternehmensanleihen weist einen grösseren Anteil an Anleihen mit kurzen Laufzeiten aus als der Markt für Staatsanleihen. Somit können Investoren mit einer Allokation in Unternehmensanleihen das kurze Laufzeitensegment taktisch bespielen und gleichzeitig von den bereits genannten Vorteilen aufgrund der aktuellen Fundamentaldaten profitieren.
Für Unternehmensanleihen und die weitere Verringerung der Risikoprämien spricht ebenfalls, dass sich die Liquidität am Markt für Unternehmensanleihen in den letzten Jahren stark verbessert hat. Dank neuer Technologien wie Peer-to-Peer- und Portfolio-Trading haben sich die Handelsvolumina bedeutend erhöht und die Geldbriefspannen sowie die Liquiditätskonzentration verringert.
Die attraktive Ablaufrendite, die taktische Opportunität relativ zu Staatsanleihen sowie die ökonomischen Rahmenbedingungen sprechen für eine substanzielle Allokation bei Unternehmensanleihen, insbesondere am kurzen Laufzeitenende. Der Markt für Unternehmensanleihen ist ein OTC-Markt (over-the-counter); das bedeutet, dass die Preisfindung nicht an einer zentralen Börse erfolgt. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Vielzahl an Emittenten und Strukturen sowie bestimmte Liquiditätsüberlegungen die Anlageentscheidungen stark verkomplizieren. Swiss Life Asset Managers sieht als aktiver Manager in dieser Herausforderung grosses Potenzial und nutzt diese Chancen gezielt für seine Kunden.