Das Who is Who der Schweizer Investmentbranche traf sich Anfang November am 17. Richmond PIMS Forum in Davos. Die diesjährigen Kernthemen umfassten die mittelfristige Zukunft der Branche, die geopolitischen Einflüsse auf die Finanzwelt sowie technische Entwicklungen wie AI und Quantum Computing im Bereich Finanzen.
Trendwatcher und Futurist Richard van Hooijdonk eröffnete das diesjährige Richmond PIMS Forum mit einem scharfen Blick in die Zukunft. Im Finanzsektor liege diese in Plattformen mit AI-Agenten, die repetierbare und analytische Aufgaben vollständig übernehmen werden. Dieser Wandel wird 30 Prozent der Positionen im Finanzbereich betreffen.
In erster Linie handelt es sich hier um Stellen der oberen Etagen mit akademischem Hintergrund. In den nächsten Jahren heisst es für Unternehmen, sich zukunftsorientiert umzustrukturieren. Denn aktuell besitzen lediglich 14 Prozent der Unternehmen die digitalen Voraussetzungen, Prozesse sowie Strukturen, um diesen Wandel zu vollziehen.
Neue Arbeitsprofile werden die aktuellen ersetzen. Daher werden andere Kompetenzen erforderlich sein, und es bedarf eines Umdenkens in Bezug auf traditionelle Bildungseinrichtungen und -ausbildungen. Laut van Hooijdonk stehe Legacy einem Wandel im Wege. Er empfahl deshalb Unternehmen, die Koordination der benötigten Umstrukturierung separat vom Unternehmen zu halten, einen inspirierenden Leader zu wählen, einen sogenannten «Ecosystem Designer», der die Herausforderungen kennt und versteht, in welche Richtung sich die Welt entwickelt.
Marko Papic, globaler GeoMacro-Stratege und Chefstratege bei BCA Research, eröffnete den zweiten Tag des Forums und zeigte sich optimistisch hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen in der Welt und auf den Märkten, trotz der derzeitigen Zunahme von Konflikten. Bisher erwarteten Investoren den Übergang von einer unipolaren zu einer bipolaren Welt. Das sei nicht der Fall. Seit 2010 befinden wir uns in einem Wandel hin zu einer multipolaren Welt – einer Welt, die nicht von ein oder zwei Supermächten dominiert wird. Dies führt zu einer chaotischeren und konfliktfreudigeren Welt, bietet jedoch auch Chancen für Investoren, in andere Märkte zu investieren.
Ein bisher vernachlässigter Markt mit hohem Potenzial ist laut Einschätzungen von Papic unter anderem Deutschland. Europa sei jedoch gesamthaft eine gute Wahl. In einer Zeit der Multipolarität sei es wichtig, ein breites Portfolio zu führen und nicht einzelne Märkte wie die USA schwerer zu gewichten. Aktuell ist die generelle Meinung unter Investoren, dass die USA performen. Allerdings sei dies laut Papic ein Schein und auf die Fiskalpolitik und erhöhte Immigration der letzten fünf Jahre zurückzuführen – wo wir bei beiden vor einem 180-Grad-Wandel stehen. Bis 2030 sei zudem zu erwarten, dass der US-DXY auf 80 Punkte sinkt.
Florian Schulz, Spezialist für Schwellenmärkte, berichtete über die Chancen und Herausforderungen bei Investitionen in Aktien in asiatischen Schwellenländern. Laut Schulz haben die asiatischen Märkte die in diesem Jahr eingeführten Zölle auf Importe in die USA weitgehend absorbiert. Während die Zollsätze für die meisten Länder weniger streng ausfallen als ursprünglich befürchtet, hat der Handel innerhalb der Region gegenüber dem mit den USA deutlich an Bedeutung gewonnen.
Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass die asiatischen Länder ihr Interesse am Freihandel verloren haben. Tatsächlich gestalten sie durch den Abschluss neuer Handelsabkommen weiterhin den größten Handelsblock der Welt. Der indische Aktienmarkt weist derzeit die höchsten Bewertungen in der Region auf, zeichnet sich laut Schulz aber auch durch seine starke Rentabilität und robuste Wachstumsdynamik aus.
Im Gegensatz dazu gehören chinesische Aktien, wie bereits von Papic angetönt, zu den günstigsten weltweit. Schulz sieht die Chancen darin, dass chinesische Haushalte in Zukunft einen größeren Teil ihrer beträchtlichen Ersparnisse am Aktienmarkt anlegen könnten. Derzeit sind über 80 Prozent des Vermögens der privaten Haushalte in Immobilien und Bankeinlagen investiert – zwei Anlageklassen, die aufgrund der anhaltenden Immobilienkrise und in den vergangenen Jahren deutlich gefallenen Zinsen an Attraktivität verloren haben.
Jakob Bosshard von Celsion Finance entführte die Teilnehmer in die Welt von Bitcoin. Kryptowährungen sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil vieler Anlageportfolios geworden und werden zunehmend von institutionellen Anlegern angenommen. Stablecoins und tokenisierte Vermögenswerte bringen laut Bosshard Effizienz, Transparenz und Innovation in den Zahlungsverkehr und die Kapitalmärkte.
Die institutionelle Akzeptanz wird durch die regulatorische Klarheit in führenden Rechtsordnungen – vom prinzipienbasierten Ansatz der Schweiz über den MiCAR-Rahmen der EU bis hin zu den zunehmenden Bestrebungen nach klaren Regeln in den USA durch Initiativen wie den GENIUS Act – beschleunigt. Die traditionelle Finanzwelt schlägt eine Brücke zur DeFi und schafft so ein einheitliches Finanzumfeld, das sich zunehmend auf die Blockchain verlagert.
Das Richmond PIMS Forum vernetzt jährlich rund 200 Top- Entscheider der Asset- und Investmentbranche, Experten und Lösungsanbieter in Davos. David Serafino, Investment Advisor bei der Clientis Biene Bank, war zum ersten Mal beim Richmond PIMS Forum dabei und ist begeistert vom Format: «Die Professionalität und Perfektion, mit der Richmond Events dieses Forum gestaltet hat, sind einzigartig. Der Nutzen ist immens: In zwei intensiven Tagen erhält man wertvolle Einblicke, pflegt bestehende Kontakte und erweitert sein Netzwerk auf höchstem Niveau.»
Bereits zum zweiten Mal dabei war dagegen Dr. Nicholas Verwilghen, Chief Executive Officer bei der Fairway Asset Management AG. Verwilghen hob insbesondere die Meetingqualität hervor: «Schon beim ersten Mal gefiel mir das Format: Prägnante und auf den Punkt gebrachte Meetings mit Anbietern, gepaart mit inspirierenden Keynotes und Breakout-Sessions. Ich hatte kein einziges Meeting, das meine Erwartungen nicht erfüllt hat.»
Das Richmond PIMS Forum ist ein strategisches Businessforum für Top-Entscheider im Asset Management & Investment und innovative Lösungsanbieter. Das Forum findet nächstes Jahr vom 12 bis 13 November im AlpenGold Hotel Davos statt.