Goldunternehmen erzielen Rekordmargen. Sie brauchen keinen weiteren Anstieg des Goldpreises, um ihren starken freien Cashflow zu verteidigen. Weil die durchschnittlichen Betriebskosten rund 1600 Dollar pro Unze betragen, bleiben sie auch bei einem Goldpreis deutlich unter dem heutigen Niveau profitabel.
Nach dem Rekord von 3432 Dollar Mitte Juni scheint sich der Goldpreis um 3300 Dollar pro Unze einzupendeln. Fast 30 Prozent hat das gelbe Metall seit Jahresbeginn an Wert gewonnen. Die US-Zölle, damit verbundene Inflationsrisiken, die US-Schuldenspirale und politische Konflikte bieten weiteres Potenzial.
Die US-Grossbanken JP Morgan und Goldman Sachs zum Beispiel haben für 2026 ein Goldpreisziel von 4000 Dollar gesetzt. Der 'In Gold We Trust'-Report 2025 rechnet mit einem Langfrist-Kursziel von 4800 bis zum Jahr 2030 (vgl. Artikel «Münzen und Barren in der Schweiz gefragt»).
Doch vorläufig scheint sich der Sturm gelegt zu haben. Nach der eindrücklichen Hausse in der ersten Jahreshälfte hat sich eine Konsolidierung aufgedrängt. Wenn verschiedene Investoren derzeit Gewinne realisieren, ist ihnen das nach dem für viele unerwartet gekommenen Rally nicht zu verübeln. Trotz Dollarschwäche schlägt selbst in Franken gerechnet ein beträchtlicher Gewinn zu Buche.
Noch besser als der Spotpreis haben seit seit Anfang Jahr Goldminenaktien abgeschnitten. Der den Sektor repräsentierende NYSE Arca Gold Miners Index ist um rund 40 Prozent hochgeschnellt. Eine spekulative Blase? Was auf den ersten Blick auf eine spekulative Übertreibung hinweisen könnte, erweist sich auf den zweiten als gerechtfertigt. Zum einen haben Goldaktien in den Jahren 2024 und 2023 einen massiven Rückschlag erlitten. Der Sektor war reif für eine Erholung.
Zum zweiten arbeiten Goldminenunternehmen beim gegenwärtigen Goldpreis höchst profitabel. «Goldunternehmen erzielen bei den aktuellen Notierungen Rekordmargen», erklärt Imaru Casanova, Gold- und Edelmetallexpertin des Fonds- und ETF-Anbieters VanEck, in einer Analyse. Sie benötigten keine höheren Goldpreise, um weiterhin einen starken freien Cashflow zu erzielen. «Und da die durchschnittlichen Betriebskosten in der Branche bei etwa 1600 Dollar pro Unze liegen, können sie auch bei einem Preisniveau, das weit unter dem heutigen Spotpreis liegt, profitabel bleiben», fährt sie fort.
Ein weiterer Faktor, der Goldaktien unterstützen werde, sei die westliche Investmentnachfrage, die wieder als wichtiger Treiber für den Goldpreis fungiere, anders als 2023 und 2024, als die Nachfrage der Zentralbanken der Haupttreiber war. «Zentralbanken und asiatische Anleger kaufen in der Regel keine Goldaktien, aber westliche Anleger tun dies», betont Casanova. Die Rückkehr westlicher Investoren werde die Neubewertung des Goldminensektors weiter unterstützen.
Trotz starker Wertentwicklung im bisherigen Jahresverlauf sind Goldtitel historisch weiterhin niedrig bewertet. Laut einer Studie der kanadischen Scotiabank weisen die Aktien der führenden Produzenten noch immer einen satten Abschlag von rund 30 Prozent zum Spotpreis von Gold auf. Für VanEck-Expertin Casanova ist eine anhaltende Outperformance von Goldaktien selbst in einem flachen Goldpreisumfeld gerechtfertigt.
Unterdessen scheinen auch Small-Cap- oder Junior-Goldminengesellschaften, die in den letzten Jahren noch stärker zurückgeblieben sind als die Grossen des Sektors, ein Comeback zu feiern. Sie liefern, wie Branchenkenner erklären, oft die risikoreiche Vorarbeit zu grossen Vorkommen, während die 'Big Miner' dann durch Übernahmen ihre Reserven auffüllen.
Zu den interessanten Werten der zweiten Reihe gehört Analysten zufolge Tesoro Gold. Das australische Unternehmen entwickelt das El Zorro-Projekt im Norden von Chile. El Zorro liegt in einer etablierten Bergbau-Region, wo auch Konzerne wie Gold Fields oder Lundin Mining Bergwerke betreiben.
Für El Zorro liegt bereits eine Ressource mit 1,5 Mio. Unzen Gold vor, ist vom Unternehmen zu erfahren. Das Areal erstreckt sich über 570 km2 und das Explorationspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Bergbauriese Gold Fields ist mit 17,5 Prozent Tesoro Golds grösster Einzelaktionär. Eine Vollübernahme schliessen Analysten nicht aus. Tesoro Gold ist ein Beispiel einer attraktiven Beimischung für langfristig orientierte Investoren.