Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der chinesische Vize-Premier Ding Xuexiang haben bei ihren Eröffnungsreden am WEF zu Wirtschaftswachstum, einem fairen Wettbewerb und einer globalen Zusammenarbeit aufgerufen.
Zum Auftakt des World Economic Forum 2025 in Davos hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den neuen US-Präsidenten Donald Trump vor einem Handelskrieg mit Europa gewarnt und Verhandlungsbereitschaft signalisiert. «Es gibt keine anderen Volkswirtschaften in der Welt, die so eng miteinander verflochten sind wie wir», betonte die deutsche Spitzenpolitikerin. Europäische Unternehmen beschäftigten in den USA 3,5 Millionen Amerikaner. Und eine weitere Million amerikanische Arbeitsplätze hingen direkt vom Handel mit Europa ab, sagte sie.
Als Beispiel für die engen Verbindungen nannte von der Leyen transatlantische Lieferketten, die etwa dazu führen, dass amerikanische Flugzeuge mit Steuerungssystemen und Kohlefasern aus Europa gebaut und amerikanische Medikamente mit europäischen Chemikalien und Laborwerkzeugen hergestellt würden. Gleichzeitig importiere Europa doppelt so viele digitale Dienstleistungen aus den USA wie aus dem gesamten asiatisch-pazifischen Raum und die USA lieferten mehr als 50 Prozent der EU-Flüssiggasimporte.
«Das Handelsvolumen zwischen uns beläuft sich auf 1,5 Billionen Euro, was 30 Prozent des Welthandels entspricht. Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel», sagte von der Leyen. Oberste Priorität der EU werde es daher sein, frühzeitig in Kontakt zu treten, gemeinsame Interessen zu erörtern und zu Verhandlungen bereit zu sein. Als ein mögliches Thema hatte von der Leyen bereits im November einen neuen Deal zum Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas (LNG) genannt.
Von der Leyen stellte für das Wachstum in Europa im nächsten Vierteljahrhundert eine Strategie mit drei Grundpfeilern vor. Als erstes will sie eine Kapitalmarktunion in Europa schaffen, die es den Bürgerinnen und Bürgern vereinfachen soll, in die eigene Wirtschaft zu investieren. Weiter will sie bürokratische Hürden abbauen und weiter auf «saubere Energie» setzen.
Den Namen von Trump erwähnte von der Leyen in ihrer Rede in Davos nicht. Der Republikaner hatte im Wahlkampf angekündigt, auf Importe neue Zölle in Höhe von 10 bis 20 Prozent einführen zu wollen. Die EU würde auf neue US-Zölle auf europäische Waren aller Voraussicht nach mit neuen EU-Zöllen auf Importe aus den USA reagieren.
Für chinesische Waren droht Trump sogar mit US-Zöllen von bis zu 60 Prozent. Damit will er den Produktionsstandort USA stärken und das Handelsdefizit abbauen. «Handelskriege haben keine Zukunft», kontert Vize-Premier Xiuxiang in Davos mit Blick gegen einen drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China. Xuexiang betonte in dieser Hinsicht die Wichtigkeit der diplomatischen Beziehungen. Nur wenn alle an einen Tisch sitzen und konstruktive Gespräche führen, könne man Entwicklung gemeinsam vorantreiben, so der Vize-Premier.
«Ohne Wettbewerb keine Innovation, ohne Innovation kein Fortschritt», bekräftigte auch Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in ihrer Eröffnungsansprache am WEF. Die Politik müsse national und international die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. «Die Regierungen müssen den freien Handel absichern», sagte Keller-Sutter zu Keystone-SDA.