Bei den hauseigenen Fonds der Retailbanken machen nachhaltige Produkte bereits die Mehrheit aus. Der Grossteil des Neugelds von Schweizer Privatanlegerinnen und -anlegern fliesst in nachhaltige Fonds. Neue regulatorische Vorgaben in der Schweiz und der EU stärken zudem die Glaubwürdigkeit dieser Produkte.
Der Schweizer Markt für nachhaltige Fonds befindet sich im Wandel. Die jüngste Sustainable-Investments-Studie der Hochschule Luzern nennt neue regulatorische Anforderungen als Auslöser. Seit Mai 2025 gelten verschärfte Regeln der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), die genau definieren, wann ein Fonds als «nachhaltig» gelten darf.
Auch Schweizer Branchenverbände ziehen nach und erhöhen die Standards. «Künftig müssen Fonds, die mit Begriffen wie nachhaltig oder ESG werben, ihr Nachhaltigkeitsversprechen deutlich stärker belegen», erklärt Studienautor Dr. Brian Mattmann. Produkte ohne belastbare Nachweise dürfen nicht länger als nachhaltig bezeichnet werden und verschwinden vom Markt.
In den letzten zwölf Monaten wurden rund 300 Fonds aus dem Angebot gestrichen – übrig bleiben 2'033 nachhaltige Fonds, die nun 20 Prozent aller Publikumsfonds in der Schweiz ausmachen. Die verbleibenden Produkte dürfen vermehrt eine höhere Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen.
Schweizer Retailbanken setzen verstärkt auf nachhaltige Fonds. Die Studie analysierte das Angebot von 27 Banken mit insgesamt 510 hauseigenen Fonds – mehr als die Hälfte davon ist klar nachhaltig positioniert. In diese Produkte fliessen 69 Prozent des Neugelds von Privatinvestoren.
«Wir beobachten seit Jahren ein anhaltend hohes Interesse von Privatinvestoren an nachhaltigen Anlagen. Dies spiegelt sich deutlich im Produktangebot der Banken», sagt Studienautor Prof. Dr. Manfred Stüttgen. Die Institute hätten in den vergangenen Jahren viel in Produkte, Prozesse und Ausbildung investiert und würden nun die Früchte ihres Engagements ernten.
Nachhaltige Fonds sind vielfältig – ein Beispiel sind Investments in die Energiewende. Ziel ist es, fossile Energieträger durch saubere Technologien und Elektrifizierung zu ersetzen. Bisher erkennen nur 45 Fonds in diesem Bereich eine gezielte Anlageopportunität. Sie investieren in erneuerbare Energien, Verteilnetze, Energiespeicher und Effizienzsteigerung. Zwar unterscheiden sich die ökologischen und finanziellen Wirkungen je nach Fonds, doch neue Analyseansätze liefern zunehmend bessere Bewertungsgrundlagen.
Auch die Datentransparenz nimmt zu: Bereits mehr als die Hälfte aller nachhaltigen Fonds prüft, ob Unternehmen negativ auf Aspekte der Energiewende wirken. Bei konventionellen Fonds tun dies aktuell nur rund 20 Prozent.