Oracle-Aktie hebt ab

10.09.2025 10:42

Der US-Softwarekonzern Oracle profitiert vom zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und hat zum Jahresauftakt mit einem stark wachsenden Cloud-Geschäft überrascht. Die im S&P 500 notierte Aktie hob im vorbörslichen US-Handel zuletzt um rund 30 Prozent ab.

Der Konzern überrascht unterem anderem mit einem hohen Auftragsbestand. (Bild Sundry Photography/Shutterstock)
Der Konzern überrascht unterem anderem mit einem hohen Auftragsbestand. (Bild Sundry Photography/Shutterstock)

Damit steigt der Marktwert um etwa 200 Milliarden Dollar auf mehr als 880 Milliarden Dollar. Sollte dies auch im offiziellen Handel so kommen, würde das Oracle-Papier einen neuen Rekordwert erreichen. Das bisherige Hoch stammt von Ende Juli und lag bei knapp 261 Dollar. Seit Ende 2024 hat die Aktie bereits bis Handelsschluss am Dienstagabend rund 45 Prozent zugelegt.

Durch den aktuellen Kursanstieg würde auch Unternehmensgründer und Vorstandmitglied Larry Ellison auf einen Schlag um mehr als 80 Milliarden Dollar reicher - zumindest auf dem Papier. Der langjährige Konzernchef und jetzige Technologievorstand hält Bloomberg-Daten zufolge knapp 1,16 Milliarden Anteile an dem Softwarehersteller. Demnach wurde das Vermögen des 81-Jährigen zuletzt auf knapp 295 Milliarden Dollar geschätzt, womit er bislang Platz zwei auf der Liste der vermögendsten Menschen weltweit einnimmt.

Mit dem Kursanstieg ist nun der erste Platz nicht mehr fern: Der aktuelle Spitzenreiter Elon Musk, Chef und Grossaktionär des Elektroautobauers Tesla, kommt derzeit auf ein geschätztes Vermögen von 384 Milliarden Dollar.

Oracle ist bislang zwar eher für seine Datenbanksoftware bekannt, hat aber inzwischen auch auf dem umkämpften Markt für Cloud-Computing Erfolg. Der Konzern hatte am Dienstagabend nach Börsenschluss über einen Umsatzanstieg im ersten Quartal (per Ende August) von insgesamt 12 Prozent auf 14,9 Milliarden Dollar berichtet. Während das Softwaregeschäft leichte Einbussen verbuchte, verbesserte sich das Cloud-Geschäft um 28 Prozent auf knapp 7,2 Milliarden Dollar.

Grosses Plus bei Infrastruktur

Der Umsatz im Geschäft mit Infrastruktur für die Cloud (IaaS) schwoll gar um 55 Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar an. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse in diesem Bereich um 77 Prozent auf 18 Milliarden Dollar klettern, kündigte Konzernchefin Safra Catz an. Bislang hatte das Unternehmen «über» 70 Prozent Wachstum in Aussicht gestellt. «Wir haben im ersten Quartal vier Multimilliarden-Dollar-Verträge mit drei verschiedenen Kunden abgeschlossen», sagte die Oracle-Chefin. Es sei ein erstaunliches Quartal gewesen, die Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur steige weiter. Mittelfristig soll sich das Wachstum daher beschleunigen und die Erlöse innerhalb von fünf Jahren 144 Milliarden Dollar erreichen.

Zu Beginn des Sommers hatte der Konzern einen lukrativen Vertrag mit dem ChatGPT Betreiber Open Ai unterzeichnet, der Oracle für Rechenzentrumsdienste jährlich 30 Milliarden Dollar zahlen will. Zu den wichtigen Cloud-Kunden zählen aber auch Unternehmen wie der KI-Chip-Hersteller Nvidia oder die Social-Media-Plattform TikTok. Solche Verträge trugen dazu bei, dass die verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) - ein Mass für die noch nicht erfüllten, aber vertraglich zugesicherten Lieferungen und Leistungen - zum Ende des Geschäftsquartals auf 455 Milliarden Dollar hochschnellten, mehr als das Viereinhalbfache des Vorjahreswertes.

Sehr hoher Bestand bei den Aufträgen

Durch die erwarteten weiteren Vertragsunterzeichnungen soll dieser Wert laut Oracle bald die Marke von einer halben Billion Dollar überschreiten. Der starke Anstieg der RPO-Kennziffer habe den übrigen Kennzahlen des Konzerns «die Show gestohlen», schrieb Jefferies-Analyst Brent Thill. Die Entwicklung stärke das Vertrauen in die Geschäftsdynamik. Die Quartalsergebnisse lägen zwar knapp unter den Erwartungen, und der Ausblick für das Geschäftsjahr 2026 sei nur bestätigt worden. Die langfristigen Ziele erschienen aber konservativ und sollten beim anstehenden Analystentag nach oben revidiert werden, glaubt Thill.

Auch Karl Keirstead von der UBS lobte den überraschend hohen Auftragsbestand. Er geht davon aus, dass die Konsensprognosen für 2028 und die Folgejahre nun deutlich steigen sollten. Das Wachstum des Softwarekonzerns im vergangenen Quartal und der Ausblick für die Cloud-Infrastruktur (OCI) im Geschäftsjahr 2027 lägen zwar etwas unter seinen Erwartungen, schrieb Karl Keirstead. Angesichts des überraschend hohen Auftragsbestands falle das aber nicht ins Gewicht - die Konsensprognosen für 2028 und die Folgejahre sollten deutlich steigen.

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