Die Aktien von Stadler Rail stürzten am Donnerstagvormittag um 16 Prozent ab. Der Grund dafür sind eine tiefere Prognose für 2024 und ausgesetzte Geschäftsziele für die Folgejahre. Nach dem Hochwasser im Wallis setzt neu die Unwetterkatastrophe in Spanien dem Zugbauer zu.
Das Stadler-Werk in Valencia blieb zwar unbeschädigt. Mehrere Aussenlager seien aber in Mitleidenschaft gezogen worden. Und 30 Zulieferer wurden dem Unternehmen zufolge hart getroffen. Benötigte Komponenten könnten nicht geliefert werden, so dass das Werk in Valencia zurzeit reduziert arbeite.
Einen Rückstand arbeitet auch Stadler-Zulieferer Constellium im Wallis ab, nachdem dessen Werk im Juni überflutet wurde. Der Hersteller von Aluminium-Profilen werde seinen Rückstand vermutlich erst Ende August 2025 aufgeholt haben. In Österreich wurde ausserdem im September ein Inbetriebssetzungszentrum von Stadler überflutet.
Die Ereignisse würden die EBIT-Marge 2024 um maximal 2 Prozentpunkte schmälern, erklärt Stadler Rail. Davor war noch mit einer Profitabilität von mehr als 5 Prozent gerechnet worden. Auch das für dieses Jahr angestrebte Umsatzziel von 3,5 bis 3,7 Mrd. Fr. sei ausserhalb der Reichweite. Ein Teil des Umsatzes verschiebe sich ins Jahr 2025. In welchem Ausmass, könne noch nicht beziffert werden.
Die Guidance für die Geschäftsjahre 2025 und 2026 setzt Stadler aus. Sobald das Budget 2025 überarbeitet und die Finanzplanung für die Folgejahre erstellt sei, werde man die neuen Ziele im ersten Quartal 2025 definieren.
Probleme gibt es auch in Berlin, allerdings nicht wegen Unwetter. 2019 hatte Stadler Rail eine grosse Ausschreibung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gewonnen. Zu einem Rekurs von Konkurrent Alstom und der Covid-Pandemie kam noch ein Software-Problem hinzu. Die BVG hätten bisher erst 376 der 1500 Wagen bestellt, das Werk in Berlin-Pankow sei daher zu wenig ausgelastet, meldet das Unternehmen.
«Analysten sind konsterniert», schreibt cash.ch und listet Reaktionen auf: Die ZKB hält fest, die Auswirkungen der Naturkatastrophen würden die Befürchtungen der Bank erheblich übersteigen. Das operative Ergebnis 2024 könnte um bis zu 50 Prozent unter Plan liegen. Eine Dividendenkürzung sei wohl unausweichlich, und 2025 drohe ein weiteres Übergangsjahr.
Research Partners hat das Rating für die Aktie von Stadler Rail von «Kaufen» auf «Halten» mit einem Kursziel von 23.20 Franken reduziert. Die UBS rät zum Verkauf der Aktie, die Bank Vontobel nimmt sowohl Anlageempfehlung sowie Kursziel von 38 Franken «in Revision».
«Wer nach dem Börsengang von Stadler Rail im April 2019 und besonders rund um das Allzeithoch im November 2019 bei 49 Franken Aktien kaufte, sitzt heute auf stattlichen Buchverlusten», resümiert cash.ch. Der IPO-Preis hatte 38 Franken und die Erstnotierung 42 Franken betragen. Am Donnerstag gegen Mittag waren die Titel noch rund 20 Franken wert.