Honda und Nissan sprechen über eine Fusion

18.12.2024 10:36

Laut der Wirtschaftszeitung «Nikkei» planen die Nummern zwei und drei der japanischen Autoindustrie die Gründung einer Holding, in der beide Unternehmen zusammengefasst werden sollen. Das Duo erwägt zudem auch, den Nissan-Partner Mitsubishi Motors in das neue Bündnis einzubeziehen.

Nissan-Chef Makoto Uchida und Honda-CEO Toshihiro Mibe kündigten im März Verhandlungen über eine technologische Zusammenarbeit an. Nun soll mehr daraus werden. (Bild picture alliance / AP)
Nissan-Chef Makoto Uchida und Honda-CEO Toshihiro Mibe kündigten im März Verhandlungen über eine technologische Zusammenarbeit an. Nun soll mehr daraus werden. (Bild picture alliance / AP)

Der Aktienkurs des krisengeschüttelten Nissan-Konzerns startete deshalb mit einem Plus von 24 Prozent in den Börsentag. Denn nach monatelangen Gesprächen über eine technologische Zusammenarbeit wird nun erwartet, dass Honda und Nissan in Kürze eine Absichtserklärung unterzeichnen, um die Details der Fusion auszuarbeiten.

Mit einem Absatz von mehr als acht Millionen Fahrzeugen würde die neue Holding auf Platz drei der Weltrangliste vorrücken – hinter Toyota und Volkswagen und vor die südkoreanische Hyundai-Motor-Gruppe. Beide Hersteller haben auch technologische Stärken: Honda ist nach Toyota der zweitgrösste Anbieter von Hybridautos, Nissan ein Pionier bei Elektroautos, beide sind stark in der Batterietechnologie.

Die Diskussionen zeigen auch die wachsenden Herausforderungen für die traditionellen Automobilhersteller durch den Boom von Elektroautos und die chinesischen Hersteller, die selbst Weltkonzerne wie Volkswagen unter Druck setzen.

Die Traditionsmarken müssen neben ihren Modellen mit Verbrennungsmotor auch komplett neue Plattformen für Elektroautos entwickeln. Gegenüber reinen Elektroautoherstellern wie Tesla benachteiligt sie das. 2021 verband sich daher Fiat Chrysler mit Frankreichs PSA zu Stellantis, der mit über sechs Millionen verkauften Autos viertgrössten Autogruppe. Zudem brechen ihnen auch bisherige Schlüsselmärkte weg, allen voran der chinesische Markt.

Sinkende Marktanteile in China

Der einstige Marktführer Volkswagen wurde in China nach Jahren sinkender Marktanteile gerade vom Lokalmatador BYD überholt, der auch global am stärksten expandiert. Aber auch Honda und Nissan haben massiv Marktanteile verloren und reduzieren ihre Produktion drastisch, Honda in China um 30 Prozent, Nissan weltweit um 20 Prozent. Nissan will sogar 10 Prozent seiner Stellen abbauen.

Honda und der amerikanische Riese GM haben ihre Zusammenarbeit bei Elektroautos aufgekündigt, was die Japaner zu einem Neustart ihrer Elektrifizierungsstrategie auf dem wichtigen amerikanischen Markt zwingt. Vergangene Woche kündigte GM zudem an, sein Robotertaxi-Startup Cruise aufzulösen, an dem Honda beteiligt war.

Noch kritischer ist die Lage bei Nissan: 25 Jahre nachdem der französische Autobauer Renault die Japaner vor dem Untergang gerettet hat, steckt der Konzern mit sinkenden Absatzzahlen, einer schwachen Marke und einer falschen Produktstrategie erneut in einer lebensbedrohlichen Krise.

Nissan-Krise erzwingt Entscheidungen

Im ersten Halbjahr von Nissans Geschäftsjahr, das im September endete, sank die Gewinnmarge von 5,6 Prozent im Vorjahr auf nur noch 0,5 Prozent. Wie ernst die Lage ist, zeigt für den Analysten Chris Richter von CLSA in Tokio der Aktienkurs von Nissan. Dieser habe sich von Mitte März bis Dienstag fast halbiert.

Das Problem sei, dass der Konzern seit dem Sturz des Renault- und Nissan-Chefs Carlos Ghosn vor sechs Jahren seine Strategie nicht grundlegend korrigiert hat. Schon unter Ghosn habe Nissan auf Expansion gesetzt, oft auf Kosten der Markenbildung. «Das grösste Problem bei Nissan ist, dass sie mit ihren Produkten zu wenig Umsatz machen», sagt der Analyst.

Analyst Takaki Nakanishi meint, dass für Nissan eine Fusion «ein Rettungsanker» sei. Er gibt allerdings zu bedenken: «Die Hürden, die beide Unternehmen überwinden müssen, um die Integration zu realisieren, sind hoch.» Zum einen muss Nissan die Überkreuzbeteiligungen mit Renault auflösen. Zum anderen beobachtet er «starken Widerstand bei Honda gegen die problematische Nissan-Allianz».

Im März kündigten sie Gespräche über eine strategische Partnerschaft bei elektrifizierten Fahrzeugen, Kernkomponenten wie Batterien und Software-Plattformen an.

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