Grosse Investoren sind besorgt über die Implikationen eines wirtschaftlichen Abschwungs, geopolitische Risiken und Marktvolatilität. 44 Prozent haben die eigene Kontrolle über ihre Anlagen erhöht, dies sind einige Erkenntnisse des neuen 2025 EY Global Wealth Research Report.
Der Bericht, für den weltweit über 3’500 vermögende Privatkunden befragt wurden, darunter mehr als 1’000 in Europa und 205 in der Schweiz, ergab, dass hierzulande 42 Prozent als Grund für den Wechsel zu einem anderen Institut die Anlageperformance angeben, gefolgt vom Produkt- und Dienstleistungsangebot (34%) und attraktiveren Konditionen (34%). 37 Prozent wünschen sich pauschale Kostenstrukturen, 19% performance-basierte Regelungen, 17% sind «stark besorgt» über versteckte Kosten, weitere 30% der Befragten sind «leicht besorgt».
In Folge geben fast ein Drittel der Kunden (32%) an, dass ein Wechsel des Anbieters wahrscheinlich ist (davon 9% mit «sehr wahrscheinlich»). Nahezu jeder zweite Kunde (46%) denkt darüber nach, einen Anteil von 26-50% der Anlagen zu verschieben.
Urs Palmieri, Co-Lead EY Global Center for Wealth Management, kommentiert: «Schweizer Vermögende sind zunehmend schneller gewillt, bedeutende Teile ihres Vermögens zwischen Anbietern zu verschieben, um ihren Mehrwert zu optimieren – mit strategischen Implikationen für Wealth Manager.»
Die Umfragedaten aus dem aktuellen EY-Bericht zeigen, dass in der Schweiz über alle Altersklassen hinweg die empfundene Komplexität der Vermögensverwaltung zugenommen hat, insbesondere hinsichtlich Anlageprodukten (52%) und langfristiger Vorsorge (48%), einer ganzheitlichen Sicht auf Anlagen (47%) und dem Transfer von Vermögen in der Familie (44%).
Im Einklang mit globalen Beobachtungen planen 29% der befragten Bankkunden in der Schweiz, die Anzahl ihrer Beziehungen auszuweiten; dies vor dem Hintergrund, dass die primären Beziehungen heute Privatbanken sind (20%), gefolgt von Schweizer- und internationalen Grossbanken (18%) und Kantonalbanken (15%).
48% der vermögenden Anlagekunden hierzulande geben an, dass sie bereits in alternative Anlagen investiert sind. Rund ein Drittel geben an, dass sie an diesen Produkten interessiert seien. Die Risikobereitschaft der Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1969) für alternative Anlagen wie Krypto in derzeit volatilen Märkten ist unverändert geringer (23%) als bei Millennials (40%). Gen X tendiert hierzulande deutlich stärker dazu, in Passivanlagen (50%) und alternative Anlagen (58%) zu investieren.
Die Investitionen in nicht-traditionelle Anlageklassen nehmen laut den Umfragedaten zu, insbesondere bei 44-bis 60-Jährigen. Mehr als jeder dritte der Schweizer Gen X-Investoren (37%) geben an, aktuell in digitale Vermögenswerte investiert zu haben, verglichen mit 40% der Millennials. Nur die älteste Generation der Babyboomer fällt hierzulande mit 23% deutlich ab.
Allgemeine Bedenken hinsichtlich alternativer Anlageklassen könnten das Investitionsniveau und die Akzeptanz beeinflussen, wobei 42% der in der Schweiz befragten Personen die höheren Gebühren von Alternativen als das Haupthemmnis nennen, gefolgt von hohen Risiken (39%) und dann dem Mangel an Klarheit über das Risiko-Rendite-Profil (34%). Dies deutet darauf hin, dass eine bessere Aufklärung der Kunden über alternative Investitionsmöglichkeiten zu einer höheren Akzeptanz führen könnte.
Schweizer Vermögende fühlen sich schlechter vorbereitet auf das Thema Vermögenstransfer als der globale Durchschnitt: 36% glauben, gut vorbereitet zu sein, dies gegenüber 44% weltweit. 32% führen aus, dass sie und niemand ihrer Familie von einer Bank zum Thema Vermögenstransfer bisher unterstützt wurden.
Raphaël Thürler, Wealth & Asset Management Sektorleiter für EY Schweiz, kommentiert: «Der generationenübergreifende Vermögenstransfer stellt eine bedeutende Chance für Vermögensverwalter dar, aber auch eine Gefahr für Unternehmen, die es versäumen, mit den involvierten Generationen in Kontakt zu treten und Vertrauen bei Erben aufzubauen. Das Risiko von Abflüssen ist hoch.»
Interessant in diesem Kontext ist, dass weit über 90% bereits konkrete Vorstellungen haben, was sie mit allfällig geerbten Vermögen machen werden: Fast die Hälfte der Befragten (46%) gedenkt, die Anlage weiterhin zu investieren, allerdings mit einer anderen Anlagestrategie und 35% geben an, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sie bei dem aktuellen Vermögensverwalter ihrer Eltern bleiben werden.
Die Umfragedaten zeigen, dass die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Vermögensverwaltung kritisch betrachtet wird. Während KI von Schweizer Investoren aller Altersgruppen als wertvoll bei der Vermögensverwaltung anerkannt wird und 58% erwarten, dass sie Teil des Beratungsprozesses wird, sagen nur 28%, dass sie KI ebenso vertrauen wie ihrem persönlichen Berater. Investoren aller Altersgruppen sind sich hierzulande einig, dass sie, selbst bei KI-Einsatz, menschliche Aufsicht erwarten.