Fast 90 Prozent der Schweizer sind gegen Abschaffung von Bargeld

17.01.2025 13:41

Bei geopolitischen Unruhen und nur langsam abklingender Teuerung gewinnt Bargeld an Bedeutung. 87,6 (im Vorjahr 72) Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer sind gegen die Abschaffung von Bargeld. Das sagt eine Studie der Universität St. Gallen im Auftrag des Edelmetallhändlers philoro.

Nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren Leuten hat der Bezug zu Bargeld zugenommen. (Bild: PD)
Nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren Leuten hat der Bezug zu Bargeld zugenommen. (Bild: PD)

«Das Bezahlen mit Kreditkarte und anderen bargeldlosen Bezahllösungen sind seit der Corona-Pandemie zwar sehr populär geworden, doch vollkommen auf Bargeld verzichten möchten die Wenigsten», sagt Christian Brenner, Geschäftsführer von philoro.

Prof. Sven Reinecke, Direktor des Instituts für Marketing und Customer Insight der Universität St. Gallen (HSG), sieht die geopolitisch unsichere Lage als Grund dafür, dass Bargeld gegenwärtig sehr beliebt ist: «In krisengeschüttelten Zeiten horten die Menschen vermehrt Bargeld zur Wertaufbewahrung», sagt er.

Bargeld bei Älteren besonders beliebt

Wie die repräsentative Umfrage zeigt, sind ältere Menschen besonders bargeldaffin. Und die Entwicklung ist gegenüber dem Vorjahr leicht reaktionär. So sind derzeit 96,1 Prozent der über 60-jährigen gegen eine Abschaffung von Bargeld. Vor einem Jahr waren es noch 90 Prozent gewesen.

Bei den 50- bis 59-Jährigen ist der Wert mit rund 87,1 Prozent der Gegner praktisch gleichgeblieben, doch bei den 40-bis-49-Jährigen ist die Gegnerschaft einer Bargeld-Abschaffung von 60 auf 87,4 Prozent gestiegen. Auch bei den jüngeren Alterskategorien zeigt sich, dass neuerdings mehr Menschen gegen eine Abschaffung von Bargeld sind (vgl. Grafik am Schluss)

Korrelation mit dem Einkommen

Ein deutlicher Trend ergibt auch die Betrachtung der Einkommensklassen. Je tiefer das Einkommen, desto eher wollen die Menschen an Bargeld festhalten. Bei Personen mit einem Einkommen bis 4'000 Franken pro Monat waren 2024 92 Prozent gegen eine Abschaffung von Bargeld. In der Einkommensklasse zwischen 4'001 und 8'000 Franken beharren 87,5 Prozent auf Bargeldzahlung und in der Gruppe mit einem Lohn zwischen 8'001 und 12'000 Franken sind es 84,4 Prozent.

Bei Personen mit einem Einkommen ab 12'001 Franken sind «nur» 76,4 Prozent gegen eine Abschaffung von Bargeld. Über alle Einkommensklassen hinweg wollen sich im Vergleich zu 2023 immer weniger Menschen komplett von Bargeld lösen.

Ein Drittel erwartet eine Finanzkrise in ein bis drei Jahren

Dass sich immer weniger Menschen vorstellen können, sich komplett von Bargeld zu trennen, überrascht nicht vor dem Hintergrund, dass ein Drittel der Umfrageteilnehmenden in den nächsten ein bis drei Jahren eine Finanzkrise befürchtet. Etwas weniger (27 Prozent) sehen in drei bis fünf Jahren eine Finanzkrise auf uns zukommen; 17 Prozent erwarten sie in fünf bis zehn Jahren.

Die Umfrage zeigt, dass Menschen mit niedrigerem Einkommen eine Finanzkrise in der Tendenz eher früher erwarten als solche mit höherem Einkommen.

«In Krisenzeiten horten die Menschen nicht nur mehr Bargeld, sondern auch Edelmetalle, allen voran Gold, sind dann zur Absicherung sehr gefragt», sagt Christian Brenner von philoro. «Trotz der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten gibt es derzeit aber auch viele Menschen, die Edelmetalle verkaufen, um Gewinnmitnahmen zu realisieren oder an liquide Mittel zu gelangen.»

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