Immer mehr prominente Marktbeobachter warnen vor einem möglichen Einbruch an den Aktienmärkten. Während YouTube-Kanäle mit Crash-Szenarien hohe Reichweiten erzielen, äussern sich auch etablierte Finanzgrössen zunehmend skeptisch. Von Robert Kiyosaki bis Warren Buffett. Auch in der Schweiz mehren sich die Stimmen der Vorsicht.
Jeremy Grantham, Mitbegründer von GMO, gilt als historischer Blasen-Identifizierer. Er stuft die aktuelle Marktentwicklung, insbesondere im Tech-Sektor, als eine der „großen Blasen der Finanzgeschichte“ ein, vergleichbar mit den Crashs von 1929 und 2000. Grantham sieht eine historische Blasen-Trias (Aktien, Anleihen, Immobilien) und warnt vor einer unvermeidlichen, signifikanten Korrektur.
Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, warnt vor allem vor systemischen Risiken durch die explodierende US-Staatsschuld. Er sieht eine Abnahme des globalen Vertrauens in den US-Dollar und die Möglichkeit eines Wendepunkts für die globale Vormachtstellung der USA. Dalio empfiehlt Gold, Silber und Krypto-Assets als Schutz vor dem damit verbundenen Wertverlust von Fiat-Währungen.
Robert Kiyosaki, Autor des Bestsellers «Rich Dad, Poor Dad», hatte für den Sommer 2025 einen «historischen Crash» prognostiziert. Diese Vorhersage hat sich bislang nicht bewahrheitet – die Märkte zeigten sich stabil, teils sogar mit neuen Höchstständen. Dennoch bleibt Kiyosaki bei seiner grundsätzlichen Kritik am Finanzsystem und empfiehlt weiterhin Gold, Silber und Bitcoin als Schutz vor systemischen Risiken wie Überschuldung und Inflation.
Auch JPMorgan-CEO Jamie Dimon zeigt sich besorgt. Er kritisiert die «aussergewöhnliche Selbstzufriedenheit» an den Märkten und warnt vor einer möglichen Stagflation. Die Kombination aus hohen Bewertungen, geopolitischen Unsicherheiten und restriktiver Geldpolitik könne laut Dimon zu einer scharfen Korrektur führen.
Marko Kolanović, ehemaliger langjähriger Chefstratege bei J.P. Morgan, warnt 2025 erneut vor überhöhten Tech-Bewertungen, algorithmisch getriebenem Herdentrieb und einer zu optimistischen Marktstimmung. Kolanović sieht Parallelen zur Dotcom-Blase und empfiehlt eine defensive Positionierung.
Analysten von Goldman Sachs verweisen auf drei zentrale Gefahren: überhöhte Bewertungen, geopolitische Spannungen und strukturelle Unsicherheiten im Finanzsystem. CEO David Solomon spricht von «blasenartigen Dynamiken» in Teilen des Marktes, insbesondere im Tech-Sektor.
Warren Buffett warnt inzwischen nicht nur durch sein Verhalten, sondern auch direkt auf YouTube. In aktuellen Videos spricht er von einem «System, das auf Geld basiert, das es nicht hat» und warnt davor, dass «etwas Grösseres kommt, als alle denken». Berkshire Hathaway hält über 334 Milliarden US-Dollar in Cash, hat Aktien im Wert von 143 Milliarden US-Dollar verkauft und nur 9 Milliarden neu investiert. Der Buffett-Indikator – das Verhältnis von Börsenwert zum BIP – liegt auf einem historischen Höchststand.
Auch in der Schweiz mehren sich warnende Stimmen. Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz, sieht im Technologiesektor eine gefährliche Überhitzung. «Solche Bewertungen hatten wir zum Höhepunkt der Dotcom-Blase», sagte er gegenüber 20 Minuten. Er rät zu einer vorsichtigen Allokation und warnt vor einer Marktverzerrung durch wenige überbewertete Tech-Giganten.
Der Schweizer Ökonom Henrik Zeberg spricht von einer «Everything Bubble», die kurz vor dem Platzen stehe. Er sieht Aktien, Immobilien und Kryptowährungen als historisch überbewertet und prognostiziert einen Crash ähnlich dem Jahr 2000. Zeberg warnt vor einem «finalen Blow-off-Top» und empfiehlt Anlegern, sich auf eine abrupte Trendwende vorzubereiten.
Die Vielzahl prominenter Stimmen, die vor einem möglichen Crash warnen, ist bemerkenswert. Ob sich die Prognosen bewahrheiten, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Märkte sind nervös, und Anlegerinnen und Anleger sollten ihre Portfolios auf Resilienz und Diversifikation prüfen. Wer langfristig investiert, sollte sich von kurzfristigen Schwankungen nicht verunsichern lassen – aber auch nicht blind auf ewiges Wachstum vertrauen.