Institutionelle Investoren haben laut der monatlichen Umfrage der Bank of America (BofA) die Aktienanteile in ihren Portfolios so deutlich aufgestockt wie zuletzt im Februar. Mehr als 90 Prozent der Fondsmanager halten US-Aktien allerdings für überbewertet.
Die US-Aktienmärkte sind wieder auf Rekordkurs, und viele Börsen in Europa notieren in der Nähe ihrer im Frühjahr aufgestellten Hochs. Wenn es nach institutionellen Investorinnen und Investoren geht, kann das noch eine Weile so weiterlaufen. Das zeigt die viel beachtete monatliche Umfrage der Bank of America (BofA), bei der zuletzt 165 Fondsmanager mitmachten, die zusammen 426 Milliarden Dollar verwalten.
Die Portfoliomanager haben ihre Aktienanteile deutlich aufgestockt, blicken optimistischer auf die Wirtschaft und halten immer noch vergleichsweise wenig Cash. Aus diesen Angaben berechnet die BofA einen Stimmungsindikator, der mit 4,5 Punkten auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert ist. «Die Bullen sind im Überfluss», meinen dazu die BofA-Strategen. Dieser Überschwang birgt allerdings Risiken und nähert sich langsam Niveaus, die einen zu grossen Optimismus ausdrücken.
Die US-Bank macht dies vor allem anhand der Übergewichtung von Aktien und den Cash-Levels fest. Im September hatten laut der Umfrage unter dem Strich 28 Prozent der Befragten Aktien in ihren Portfolios übergewichtet. Das bedeutet, dass die Portfoliomanager bei Asset-Managern, Versicherern, Pensionskassen, Banken, Unternehmen und Hedgefonds mehr Aktien hielten, als es die Vergleichsindizes für ihre Portfolios vorgaben.
Der Anteil der Investoren, die Aktien übergewichten, hat sich seit August verdoppelt und liegt jetzt so hoch wie zuletzt im Februar. Gleichzeitig halten die Investoren seit drei Monaten nur 3,9 Prozent ihrer Anlagen in Form von liquiden Mitteln, haben also vergleichsweise wenig Geld, mit dem sie Aktien oder andere Anlagen nachkaufen können.
Ein Verkaufssignal würden die BofA-Strategen bei Cash-Quoten von unter 3,7 Prozent ausmachen, wenn gleichzeitig 30 Prozent der Fondsmanagerinnen und Fondsmanager mehr Aktien in ihren Portfolios halten als üblich.
Es gibt aber noch andere Signale, die zur Vorsicht mahnen. So halten 58 Prozent der Investorinnen und Investoren und damit so viele wie noch nie die globalen Aktienmärkte inzwischen für überbewertet. Im vergangenen Monat hatten 91 Prozent der Investoren dies speziell für die US-Aktienmärkte angegeben. Im September wurde nicht explizit nach US-Märkten gefragt.
Unter dem Strich rechnen nur noch 16 Prozent der Investoren damit, dass sich die globale Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten abschwächt. Im August hatten das 41 Prozent der Befragten befürchtet.
Der gestiegene Optimismus bezieht sich vor allem auf die Hoffnungen, die die Künstliche Intelligenz (KI) weckt. Die Hälfte der Investorinnen und Investoren meint, dass KI schon jetzt die Produktivität erhöht. 28 Prozent erwarten dies im nächsten Jahr.
Doch es gibt auch Gegenstimmen: Die Zölle dürften sich auf das Wachstum der USA auswirken, und auch die Euro-Zone werde unter den Zöllen leiden, schreibt zum Beispiel Vincent Mortier, Chefanlagestratege beim Asset-Manager Amundi. Er ist überzeugt: «Das Wachstum wird in der zweiten Jahreshälfte schwächer ausfallen als in der ersten Jahreshälfte.»
Der Optimismus vieler Investoren hängt aber auch mit den Erwartungen an deutliche Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zusammen. 47 Prozent der Befragten erwarten, dass die Fed die Leitzinsen in den kommenden zwölf Monaten viermal oder noch öfter senkt.
Bei US-Aktien sind Investoren vorsichtig, seit US-Präsident Donald Trump im April seinen Zollkrieg ausgerufen hat. Zuletzt schichteten aber wieder etwas mehr Investoren ihre Gelder in die USA um. Entsprechend halten jetzt nur noch 14 Prozent weniger US-Aktien im Vergleich zu ihren Benchmarks. Im August lag diese Untergewichtungsquote noch bei 16 Prozent, im Mai waren es sogar 36 Prozent.