«Euro-Unternehmensobligationen: Chancen trotz Volatilität»

23.10.2025 12:13

«Attraktive Renditen und eine robuste Konjunktur sprechen für Euro-Unternehmensobligationen. Besonders Banktitel überzeugen – doch eine flexible Anlagestrategie bleibt entscheidend», schreibt Gonzague Hachette, Fixed Income Investment Spezialist, bei AXA Investment Managers.

Gonzague Hachette, Fixed Income Investment Spezialist, bei AXA Investment Managers. (Bild pd)
Gonzague Hachette, Fixed Income Investment Spezialist, bei AXA Investment Managers. (Bild pd)

In den vergangenen Jahren waren die Finanzmärkte wiederholt von hoher Volatilität geprägt, doch Euro-Unternehmensobligationen lieferten stabile Erträge. Heute überzeugen sie mit robusten Fundamentaldaten und attraktiven laufenden Renditen – und der Zufluss neuer Mittel ist hoch: Allein im ersten Quartal 2025 flossen über 83 Milliarden Euro in entsprechende Fonds. Viele Anleger agieren gemäss Hachette zwar vorsichtig, wollen gleichzeitig jedoch von den aktuell hohen Renditen profitieren. Die Nachfrage dürfte weiter steigen.

Allerdings entwickeln sich Emittenten und Sektoren zunehmend unterschiedlich. Die Kreditbedingungen in Deutschland wurden strenger, in Italien lockerten sie sich. Branchen wie Luxusgüter oder Automobile reagieren empfindlich auf Nachfrageschwankungen, während das vorsichtige Finanzmanagement vieler Finanz- und Versorgerunternehmen stützend wirkt.

Selektivität zahlt sich aus

In diesem Umfeld bleibt eine sorgfältige Titelauswahl entscheidend: Wer Unternehmen mit gesunder Finanzbasis und solider Bilanz findet, kann das langfristige Potenzial von Euro-Obligationen optimal ausschöpfen.

Wichtig ist die strategische Allokation vor allem bei Marktsegmenten mit hohem Beta. Nachrangige Finanz- und Hybrid-Unternehmensobligationen profitieren derzeit von einer stabilen Markttechnik, attraktiven Renditeaufschlägen und robusten Unternehmenskennzahlen. Die Spreads hochverzinslicher Titel sind 2025 deutlich gesunken – um über 150 Basispunkte seit April –, dennoch bleiben Renditen von rund 5,1 Prozent interessant. Insgesamt bietet das Risiko-Ertrags-Profil von nachrangigen Obligationen und ausgewählten High-Yield-Titeln weiterhin Chancen.

Attraktiver Bankensektor

Trotz geopolitischer Unsicherheiten, Handelskonflikten und oft unberechenbarer Fiskalpolitik notieren die Renditeaufschläge eurodenominierter Obligationen weiterhin nahe historischer Tiefststände. Besonders stark präsentiert sich dabei der Bankensektor: Europäische Bankaktien legten seit Jahresbeginn um mehr als 55 Prozent zu, gestützt durch starke Kapitalausstattung, eine hohe Kreditnachfrage und stabile Nettozinsmargen. Bankobligationen sind attraktiv bewertet und die Emittenten überzeugen mit soliden Bilanzen und geringen Ausfallrisiken.

Nachrangige Bankanleihen erscheinen im Sektorvergleich überdurchschnittlich attraktiv: Sie bieten noch immer ansprechende Spreads und können dazu beitragen, die Folgen einer möglichen Abschwächung des globalen Wachstums zu mildern. Darüber hinaus treiben viele Institute ihre digitale Transformation voran – von effizienteren Prozessen bis hin zu neuen Geschäftsmodellen. Diese strukturelle Erneuerung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und die Bonität der Emittenten, was Anlegern weiterhin stabile Erträge liefern dürfte.

Flexibel bleiben und Qualität priorisieren

Ob ein Sektor die Portfolioentwicklung stützt oder belastet, hängt heute nicht nur von der Konjunktur, sondern zunehmend auch von den Marktumständen ab – also von Angebot, Nachfrage und Kapitalflüssen. In diesem Umfeld ist es entscheidend, das Portfolio dynamisch an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Qualität, Liquidität und Diversifikation bleiben die wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Zwar sind neue Risiken – etwa durch eine unkoordinierte Geldpolitik, geopolitische Konflikte oder eine erneute Abschwächung des Handels – nicht auszuschliessen. Doch insgesamt bleibt die Kreditqualität europäischer Emittenten hoch. Selbst wenn temporäre Kursrückgänge auftreten, bleibt das Segment langfristig interessant. Wer flexibel investiert und Qualitätstitel bevorzugt, dürfte auch künftig von stabilen laufenden Erträgen profitieren.

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