«Ein günstiges Klima»

08.07.2025 12:21

«Im Juni setzten die Märkte ihren Aufwärtstrend fort, da die geopolitischen Risiken insgesamt abnahmen und sich die Wachstums- und Inflationsdynamik in den meisten grossen Volkswirtschaften verbesserte», schreibt François Rimeu, Senior Strategist bei La Française.

François Rimeu, Senior Strategist bei La Française. (Bild pd)
François Rimeu, Senior Strategist bei La Française. (Bild pd)

Der Iran-Israel-Konflikt war letztlich sehr kurzlebig und führte zu einem starken Anstieg des Ölpreises, dem unmittelbar nach dem (vermutlichen) Ende des Konflikts ein ebenso starker Rückgang folgte. Laut Rimeu wird dieses Ereignis keine nennenswerten dauerhaften Auswirkungen auf die Energiepreise haben. Seit Jahresbeginn sind die Erdöl- und Erdgaspreise in Euro jedoch stark gefallen, was sich mittelfristig sehr positiv auf das europäische Wachstum auswirken dürfte.

Das Verhältnis zwischen den USA und China hat sich nach den Treffen in Genf und London stabilisiert. Die Zölle zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften seien nach wie vor hoch, aber der Ton versöhnlich, die Exporte seltener Erden wurden wieder aufgenommen, und das Schlimmste scheine überstanden zu sein. Was die anderen Länder betrifft, so sei die Lage weniger eindeutig. Es scheine jedoch, dass die meisten Länder bereit sind, 10-prozentige Zölle zu akzeptieren, um weitere Spannungen zu vermeiden.

Höhere Ausgaben

Das NATO-Treffen endete mit der Einigung, die Verteidigungsausgaben bis 2035 schrittweise auf 3,5 Prozent des BIP zu erhöhen. Auch dies sei eine recht gute Nachricht für die Märkte, da dies höhere Haushaltsausgaben in den kommenden Jahren impliziert.

Auch in Deutschland wurden die Haushaltsausgaben nach oben revidiert – rund 50 Milliarden Euro mehr als für 2025 erwartet. Die positiven Auswirkungen des im Februar verabschiedeten Konjunkturprogramms dürften gemäss dem Experten schneller spürbar werden, als die Anleger noch vor einigen Wochen erwartet hatten.

Die recht positiven Wachstumszahlen trugen ebenfalls zur Beruhigung der Anleger bei. Die Einkaufsmanagerindizes sind stabil, die JOLT- und NFP-Berichte deuten auf einen stabilen Arbeitsmarkt in den USA hin, und in der Eurozone haben sich die ZEW- und IFO- Umfragen verbessert. Auch in China gab es keine bösen Überraschungen, und die Wachstumsprognosen für 2025 wurden leicht angehoben.

Anleger bleiben zögerlich

Doch damit nicht genug der guten Nachrichten: Die Inflation in den USA ist erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dies sei nun der vierte «ermutigende» Wert in Folge, der die Hoffnung wecke, dass der Preisanstieg geringer ausfallen werde als erwartet. Studien der Atlanta Fed und der New York Fed zeigten, dass etwa 50 Prozent der Preiserhöhungen von den Verbrauchern getragen werden (und somit 50 Prozent von den Gewinnspannen der Importeure und Exporteure abgezogen würden).

Trotz all dieser positiven Nachrichten und des Aufwärtstrends an den Märkten für risikoreiche Anlagen (Credits und Aktien) sei die Positionierung der Anleger noch weit von ihren Höchstständen entfernt. Dies gelte für das diskretionäre Management, vor allem aber für das systematische Management, das sein Risikoniveau weiter erhöhen dürfte, sollte die Volatilität in den kommenden Wochen begrenzt bleiben.

In diesem Umfeld scheine das wahrscheinlichste Szenario eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei risikoreichen Anlagen zu sein, trotz oft unattraktiver Bewertungsniveaus. Das lange Ende der Zinsstrukturkurve bleibt gemäss Rimeu aufgrund der ständig steigenden Haushaltsausgaben gefährdet. «Der jüngste Rückgang der US-Zinsen in den letzten Wochen hat uns jedoch weiter aus den kurzfristigen Gefahrenzonen herausgeführt. Wir nehmen daher eine leicht risikofreundliche Haltung ein, mit einer Präferenz für US-Aktien aufgrund der bevorstehenden Berichtssaison und des starken Rückgangs des US-Dollars in den letzten Monaten, für Euro-Kredite mit hohem Beta, wobei wir Finanzwerte bevorzugen, und, wie immer, eine erhebliche Allokation in Gold», so das Fazit.

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