«Covered Bonds bieten eine überzeugende Kombination aus Resilienz, Liquidität und Renditepotenzial»

17.10.2025 10:16

In einer Zeit globaler Marktvolatilität, wechselnder Zinsregime und geopolitischer Unsicherheit greifen institutionelle Investoren zunehmend auf sichere, liquide und widerstandsfähige Anleiheninstrumente zurück. Covered Bonds rücken dabei verstärkt in den Fokus.

Henrik Stille, Leiter des Fixed Income Rates Teams bei Nordea Asset Management erläutert im Interview die Vorteile von Covered Bonds. (Bild pd)
Henrik Stille, Leiter des Fixed Income Rates Teams bei Nordea Asset Management erläutert im Interview die Vorteile von Covered Bonds. (Bild pd)

Henrik Stille, Leiter des Fixed Income Rates Teams bei Nordea Asset Management und Gewinner des Global Capital (GC) Awards «Covered Bond Investor of the Year», erläutert, warum dieser Markt zunehmend Kapital von institutionellen Anlegern anzieht, die nach Alternativen zu Staatsanleihen und Unternehmensanleihen suchen.

Sie wurden kürzlich als «Covered Bond Investor of the Year» von Global Capital ausgezeichnet. Was unterscheidet Ihre Anlagestrategie von anderen im Markt?

Henrik Stille: Nordea Asset Management zählt zu den grössten Investoren im europäischen Covered-Bond-Markt und verwaltet rund 40 Milliarden Euro in dieser Anlageklasse. Unser Fixed Income Rates Team bringt im Durchschnitt 20 Jahre Erfahrung mit und arbeitet seit 15 Jahren eng zusammen – diese Kontinuität ermöglicht uns ein tiefes Verständnis der Marktdynamiken.

Unser Produktspektrum reicht von klassischen Long-only-Lösungen über Strategien mit geringem oder keinem Zinsrisiko bis hin zu Absolute-Return-Ansätzen mit unterschiedlichen Risikobudgets. Zudem stellen Covered Bonds einen zentralen Baustein in vielen unserer Multi-Asset-Lösungen dar.

Obwohl Covered Bonds als sichere und streng regulierte Instrumente gelten, werden sie häufig als statisch wahrgenommen – was viele Investoren zu passiven Ansätzen verleitet. Das ist jedoch ein Missverständnis. Der Markt ist strukturell ineffizient: von Renditeaufschlägen neuer Emittenten über Methodologien der Ratingagenturen, die nicht immer die tatsächlichen Kreditrisiken einzelner Institute widerspiegeln.

Diese Ineffizienzen eröffnen Chancen für aktive Manager. Bei Nordea setzen wir auf Relative-Value-Strategien über verschiedene Jurisdiktionen und Strukturen hinweg – auch ausserhalb des Euro-Marktes, wobei wir das Währungsrisiko vollständig absichern. Die Fähigkeit, Rating-Asymmetrien und technische Marktverschiebungen auszunutzen, hat uns ermöglicht, in diesem Segment stetig Alpha zu generieren.

Wie schneiden Covered Bonds im aktuellen Umfeld im Vergleich zu Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen ab?

Henrik Stille: Die Kreditqualität vieler Staaten hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert – ausgelöst durch hohe Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur bei gleichzeitig schwachem Wachstum. Das führte zu erheblichen Haushaltsdefiziten, steigenden Schuldenquoten und einem enormen Refinanzierungsbedarf an den Staatsanleihemärkten. Aus Kreditperspektive machen diese Faktoren Covered Bonds im Vergleich zu Staatsanleihen noch attraktiver.

Gleichzeitig sinkt das Emissionsvolumen bei Covered Bonds – sowohl netto als auch brutto. Ursache sind eine geringe Kreditnachfrage seitens der Kreditnehmer sowie stabile oder sogar wachsende Einlagenbestände der Banken. Unternehmensanleihen haben zuletzt zwar stark performt, die Spreads gegenüber Covered Bonds liegen jedoch nahe historischer Tiefststände.

Covered Bonds geniessen zudem einzigartige regulatorische Privilegien. Im Rahmen der EU-Bankenrestrukturierungsrichtlinie sind sie von Bail-in-Massnahmen ausgenommen – anders als ungesicherte Bankverbindlichkeiten. Das macht sie für regulierte Institutionen, die ihre Bilanzresilienz stärken wollen, besonders interessant.

Hinsichtlich der Volatilität bieten Covered Bonds einen stabileren Verlauf als Unternehmensanleihen. Zwar reagieren die Spreads auf die Marktstimmung, aber deutlich weniger stark in Stressphasen. Und verglichen mit Staatsanleihen gleicher Bonität und Laufzeit bieten Covered Bonds häufig sogar einen Renditeaufschlag – was das langfristige Renditepotenzial erhöht, ohne zusätzliches Kreditrisiko einzugehen.

Alles in allem – Kreditqualität, Angebotsdynamik und Spread-Niveaus – sehen wir das aktuelle Umfeld als ausgesprochen günstig für Covered Bonds.

Angesichts der jüngsten Zinsvolatilität – etwa des Anstiegs der US-Treasury-Renditen nach den Zollerhöhungen – wie haben Investoren reagiert?

Henrik Stille: Wenn Zinsen abrupt steigen, geraten selbst klassische «sichere Häfen» wie US-Treasuries unter Druck. Investoren stehen dann vor der Wahl: Risiko vermeiden und auf Rendite verzichten – oder in Assets investiert bleiben, die sich plötzlich weniger sicher anfühlen.

In diesem Umfeld bieten Covered Bonds eine überzeugende Zwischenlösung. Ausserhalb Europas sind sie zwar weniger bekannt, doch existieren sie seit über zwei Jahrhunderten – ohne einen einzigen Ausfall. Ihre Doppelabsicherung – durch die emittierende Bank und einen überbesicherten Deckungsstock – schafft einen Schutz, der gegenüber vielen anderen Fixed-Income-Segmenten einzigartig ist.

Gibt es Ineffizienzen oder Chancen im Covered-Bond-Markt, die Investoren nutzen können?

Henrik Stille: Absolut. Ein klassisches Beispiel: Mitunter notieren Covered Bonds mit höheren Renditen als Staatsanleihen desselben Landes – obwohl sie ein besseres Kreditprofil bieten. Italienische Covered Bonds etwa können höhere Renditen als italienische Staatsanleihen erzielen, profitieren dabei aber von doppelter Absicherung und häufig besseren Ratings.

Viele Relative-Value-Chancen ergeben sich zudem ausserhalb der Eurozone, wo emittierende Banken oft über eine noch stärkere Bonität verfügen. Ihre Covered Bonds sind in der Regel günstiger bewertet – sowohl im Vergleich zu den jeweiligen lokalen Staatsanleihen als auch den vorrangigen Schuldtiteln des Emittenten.

Blicken wir auf das grosse Ganze – wie beeinflussen Angebotsdynamik und Notenbankpolitik die Aussichten für Covered Bonds?

Henrik Stille: Derzeit schrumpft das Angebot tatsächlich. Regierungen geben mehr Anleihen aus, um fiskalische Massnahmen zu finanzieren. Banken hingegen emittieren weniger Covered Bonds, da die Hypothekenvergabe in Europa zurückgeht. Dieses sinkende Angebot trifft auf eine anhaltend starke Nachfrage nach hochwertigen Assets – was ein günstiges technisches Marktumfeld schafft.

Gleichzeitig wirkt sich der Bilanzabbau der EZB stärker auf Staatsanleihen aus. Fällige Staatsanleihen aus dem EZB-Portfolio üben Aufwärtsdruck auf die Renditen aus, während der Abbau bei Covered Bonds deutlich moderater verläuft. Diese Divergenz unterstreicht die relative Stabilität und Attraktivität von Covered Bonds.

Abschliessend: Was spricht strategisch für Covered Bonds in einem globalen Portfolio?

Henrik Stille: Covered Bonds sollten sowohl taktisch als auch strategisch berücksichtigt werden. Kurzfristig bieten sie einen sicheren Hafen, selbst wenn Treasuries ins Wanken geraten. Langfristig überzeugen sie durch stetige Renditevorteile, Diversifikationseffekte, geringere Volatilität und Schutz vor politischer oder fiskalischer Instabilität.2

Covered Bonds verankern Portfolios mit einem Sicherheitsniveau, das mit Staatsanleihen vergleichbar ist – und liefern gleichzeitig stille Mehrwerte durch Spreads und strukturelle Ineffizienzen. In einem Umfeld voller Unsicherheiten bieten nur wenige Anlagen eine so überzeugende Kombination aus Resilienz, Liquidität und Renditepotenzial.

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