Mit der Bekanntgabe einer ersten Schätzung zum BIP-Wachstum im ersten Quartal 2021 bekräftigt China seinen Status als Lokomotive des weltweiten Wachstums. Demnach wuchs das BIP des Landes um 18,3 %. Zwar wird diese Zahl automatisch durch einen günstigen Basiseffekt gestützt, da sich der Vergleich auf das erste Quartal 2020 bezieht, in dem die chinesische Wirtschaft im Zuge der Bekämpfung der in China entstandenen COVID-19-Pandemie jäh abstürzte. Doch das Reich der Mitte konnte bereits im letzten Quartal 2020 – lange vor den anderen Volkswirtschaften – beim BIP wieder sein Vorkrisenniveau erreichen.
USA: Rückkehr zum Vorkrisen-BIP in Sicht
Hinter dieser Zugmaschine fährt der US-Waggon, denn die USA dürften ihr Vorkrisen-BIP im Laufe dieses Halbjahres wieder erreichen, wenn man den jüngsten Konjunkturdaten und Geschäftsklimaumfragen glauben darf. Die für März gemeldeten Einzelhandelsumsätze veranschaulichen dies gut. Diese stiegen im Monatsverlauf viel stärker als erwartet um fast 10 % und erreichten einen der höchsten Werte seit Bestehen dieser Statistik. Das höchste Niveau hatten sie im Mai 2020 zum Ende der ersten Infektionswelle erreicht. Der US-Konsum hat mittlerweile den Weg aus der Krise gefunden, gestützt durch die Hilfsschecks der Biden-Administration für Privathaushalte.
Schlusslicht Eurozone: Deutschland als Symbol für europäischen Rückstand
Hinter dem Gespann China/USA müht sich die Eurozone, die immer noch durch die Beschränkungen der dritten Welle gelähmt ist, mit der Umsetzung ihres Aufbaufonds, der bis zum Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ausgesetzt ist. Deutschland, die einstige Lokomotive der Eurozone, kommt nur schwer in Fahrt und steht symbolhaft für den Rückstand des Alten Kontinents. Die fünf wichtigsten Wirtschaftsinstitute des Landes haben jüngst die Wachstumserwartungen für 2021 um einen Punkt nach unten korrigiert. Die Schätzung liegt nun bei lediglich 3,7 % gegenüber -4,9 % im Jahr 2020. Das BIP wird sein Vorkrisenniveau daher vermutlich erst 2022 wieder erreichen.
Unternehmensumsätze: Starkes Wachstum in den USA und China
In der beginnenden Berichtssaison scheinen die Meldungen der Unternehmen die gesamtwirtschaftlichen Lage perfekt widerzuspiegeln. So sprechen beispielsweise die Umsatzzahlen von LVMH, dem Aushängeschild des französischen Luxusgütersektors, für sich: Im ersten Quartal stieg der Umsatz in Asien (ohne Japan) gegenüber 2020 um 86 % und in den USA um 23 % – in Europa ging er wiederum um 9 % zurück.
Anleger, die auf den Zug der Konjunkturerholung aufspringen möchten, könnten sich veranlasst sehen, im Orient ihr Glück zu versuchen – sprich bei Unternehmen, die dort ansässig sind, oder bei europäischen Unternehmen, die dort einen wesentlichen Teil ihres Geschäfts abwickeln. Denn sonst laufen Anleger Gefahr, den Orientexpress zu verpassen.
Von Olivier de Berranger, CIO, und Clement Inbona, Fund Manager, LFDE