USA: Marktkonsens geht von einer Reduktion der Anleihekäufe durch die Fed zum Herbst 2013 sowie
einer ersten Zinsanhebung im Jahr 2014 aus - doch beides kann durchaus bezweifelt werden
Gold: langfristiger Aufwärtstrend nach wie vor intakt
Die Key-Facts:
Anleihen USA: massiver Renditeanstieg nach Notenbank-Äußerungen zur künftigen Geldpolitik
Die US-Notenbank (Fed) hat die Rentenmärkte in den USA (und weltweit) mit ihren Worten über ein mögliches Verlangsamen ihrer Anleihekäufe gewaltig in Bewegung gebracht. Die Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen verzeichneten im Zuge dessen einen der dynamischsten Renditeanstiege der letzten Jahrzehnte. Der Marktkonsens geht derzeit davon aus, dass zum Herbst 2013 die Anleihekäufe der Fed etwas reduziert werden und dass bereits 2014 eine erste Zinsanhebung erfolgt. Ob ersteres eintritt, darf aber durchaus als offen gelten. Und dass 2014 eine Zinsanhebung erfolgen wird, erscheint sehr weit hergeholt. Die Fed könnte sich ggf. sogar genötigt sehen, ihre Maßnahmen noch einmal auszuweiten.
Trotz der kräftigen Renditeanstiege sind US-Staatsanleihen aus langfristiger Sicht nach wie vor nicht attraktiv. Der mittelfristige zyklische Konjunkturausblick für die USA ist weiterhin recht positiv und wohl derzeit der beste unter den G7-Staaten. Einschränkend ist jedoch anzumerken: So positiv die Menge an neu geschaffenen Jobs ist, so erschreckend schlecht ist die Qualität dieser Arbeitsplätze.
Anleihen Europa: EZB erstmals mit langfristigem zinspolitischen Bekenntnis
Die Konjunktur in der Eurozone zeigt zaghafte Stabilisierungstendenzen und vor allem in den Peripheriestaaten könnte in den kommenden Quartalen wieder eine leichte Wirtschaftsbelebung erfolgen. Auch für Deutschland dürften die kommenden Quartale neue wirtschaftliche Herausforderungen bereithalten. Zum einen wird Japan, dessen Exportstruktur der deutschen sehr ähnlich ist, mit seiner deutlich abgewerteten Währung für die deutschen Exporteure wieder zu einem starken Konkurrenten. Zum anderen scheint sich in China - dem inzwischen sehr wichtigen deutschen Exportmarkt - das Wachstum doch stärker abzuschwächen als noch zu Jahresbeginn erwartet worden war. Und blickt man auf den Automarkt, das Herzstück der deutschen Wirtschaft, so bietet sich in Europa ein Bild kräftiger Verkaufsrückgänge.
Für die Eurozone ist zumindest weit ins kommende Jahr hinein keine Straffung der Geldpolitik in Sicht, eher sogar eine weitere Lockerung. Für Euro-Staatsanleihen (Kernländer) bleibt das Bild damit bis auf weiteres positiv und auch Euro-Unternehmensanleihen sollten davon profitieren.
Staatsanleihen Japan: Schwere Zeiten für die Bank of Japan
Das im April von der Notenbank angekündigte massive Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Finanzinstrumente sowie die in Aussicht gestellten Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung durch die Regierung scheinen bereits gut gewirkt zu haben, wenn man die jüngsten Wachstumszahlen betrachtet. Doch um das gewaltige Schulden- und Defizitproblem in den Griff zu bekommen, müsste Japan in den kommenden Jahren Wachstumsraten erzielen, die selbst bei extrem optimistischen Annahmen kaum zu erreichen sein dürften. Für Anleihen und Währung Japans dürften sehr wahrscheinlich weitere schwankungsintensive Quartale anstehen.
Emerging Markets Anleihen: Die See wird rauer…
Die Zeit kräftiger Kapitalzuflüsse in Anleihen der Emerging Markets (EM) scheint fürs erste vorüber zu sein. Zugleich haben EM-Anleihen bei den Renditeaufschlägen gegenüber Anleihen aus den entwickelten Industrienationen bereits wieder recht hohe Niveaus erreicht, die sich in der Nähe zu denen des Jahres 2009 bewegen. Aus relativer Sicht sind diese Risikoaufschläge durchaus als langfristig attraktiv zu bezeichnen.
In Bezug auf die Konjunktur steht für die meisten EMs weiterhin eine Wachstumsabschwächung an. Von einem Kollaps des chinesischen Wachstums gehen wir derweil nicht aus. Weitgehend sicher dürfte aber sein, dass China – im Gegensatz zu 2009 - die übrige Weltwirtschaft diesmal nicht mit Sonderprogrammen mit nach oben ziehen wird.
Währungen: Yen bleibt im Brennpunkt des Geschehens – Gold korrigiert kräftig nach unten
Der Kursanstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar scheint fürs erste gestoppt. Im Mittelpunkt steht auf den Devisenmärkten jedoch weiterhin ganz klar der japanische Yen. Ein deutlich schwächerer Yen dürfte künftig wohl fast schon überlebenswichtig für Japan sein. Dies ist zugleich potentieller Sprengstoff für die Devisenmärkte.
Der langfristige Aufwärtstrend ist bei Gold - trotz der zuletzt merklichen Einbußen - nach wie vor intakt, und auch das fundamentale Umfeld bleibt bis auf weiteres positiv für Gold. In letzter Zeit wieder zunehmend kursierende Einschätzungen, wonach beim Gold „eine Spekulationsblase geplatzt“ sei oder Gold „seinen Status als Währung verloren“ habe, sind durch die Faktenlage nicht gedeckt. Ganz im Gegenteil. Die Notenbanken bleiben weltweit klare Nettokäufer, vor allem in China und Russland. Von chinesischer Seite wurde erst kürzlich die Wichtigkeit größerer chinesischer Goldreserven für die Etablierung des Yuan als einer neuen Weltreservewährung besonders hervorgehoben.
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