US-Zollpolitik: IEA senkt Prognose für Ölnachfrage drastisch

15.04.2025 12:52

Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet durch die aggressive Zollpolitik der US-Regierung spürbare Auswirkungen auf das globale Ölgeschäft und hat die Prognose für die Nachfrage drastisch gesenkt.

Für 2025 rechnet die Energieagentur noch mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 730 000 Fass. (Bild Scharfsinn/Shutterstock)
Für 2025 rechnet die Energieagentur noch mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 730 000 Fass. (Bild Scharfsinn/Shutterstock)

Für das laufende Jahr rechnet der Interessenverband westlicher Industriestaaten nur noch mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 730 000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Dies sind 300 000 Barrel weniger als zuletzt. «Die eskalierenden Handelsspannungen haben sich negativ auf die Wirtschaftsaussichten ausgewirkt», hiess es zur Begründung im Monatsbericht.

Die zahlreichen Zollankündigungen und -rücknahmen und die damit weiter erratische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt am Ölmarkt für starke Verunsicherung. Seit der Ankündigung von umfassenden Zöllen auf nahezu alle Handelspartner hat die Sorge vor einer schwächeren Nachfrage die Ölpreise Anfang April stark einbrechen lassen. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee war zeitweise unter 60 Dollar je Barrel gefallen, auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Zuletzt wurde Brent-Öl wieder etwas höher bei 64,79 Dollar gehandelt.

Die IEA geht davon aus, dass die Folgen der US-Zollpolitik auch 2026 die Nachfrage nach Rohöl belasten dürfte. Die Experten des Verbands erwarten ein noch geringeres Wachstum um durchschnittlich 690 000 Barrel pro Tag. Allerdings verweisen sie auf die Risiken ihrer Prognose und begründeten dies mit der zu erwartenden konjunkturellen Entwicklung, die sich schnell verändern könne.

Höhere Förderung

Die IEA schätzt das weltweite Angebot an Rohöl im März auf durchschnittlich 103,6 Millionen Barrel pro Tag. Die Experten verweisen auf den jüngsten Beschluss des Ölverbunds Opec+, der einen Anstieg der täglichen Fördermenge um 411 000 Barrel bis Ende Mai vorsieht. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung könnte der anvisierte Zuwachs allerdings auch «deutlich geringer» ausfallen, heisst es.

Bereits zu Beginn der Woche hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ihre Prognosen für das Wachstum der globalen Nachfrage wegen möglicher negativer Folgen der aggressiven US-Zollpolitik gesenkt. Allerdings senkte das Ölkartell die Prognose nur um durchschnittlich 100 000 Barrel pro Tag. Demnach erwarten die Opec-Experten sowohl für 2025 als auch für 2026 ein Wachstum der Nachfrage um täglich 1,3 Millionen Barrel.

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