Natixis Strategist Survey: Die klare Mehrheit setzt auf Europa

26.06.2025 09:57

Infolge der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat sich die Stimmung gegenüber Europa deutlich geändert. Laut dem Strategist Survey 2025 sind sieben von zehn Strategen der Natixis-Gruppe und ihrer Tochtergesellschaften der Meinung, dass Europa die USA im Jahr 2025 übertreffen wird.

Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy, Natixis Investment Managers. (Bild pd)
Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy, Natixis Investment Managers. (Bild pd)

Die Erkenntnisse von 34 Marktstrategen, Portfoliomanagern, Research-Analysten und Ökonomen von Natixis Investment Managers und dessen Tochtergesellschaften bestätigen den Optimismus für Europa: Mehr als ein Drittel (38 %) ist laut Mitteilung der Meinung, dass Europa im zweiten Halbjahr 2025 der Markt mit der besten Performance sein wird. Das ist ein enormer Sprung gegenüber der gleichen Frage in der letztjährigen Umfrage, bei der nur 3 Prozent der Strategen Europa als den Markt mit der besten Performance bezeichneten.

Die Bedingungen sind günstig für Europa

Während fast neun von zehn Befragten der Meinung sind, dass die Zolldrohungen anhalten werden, sind 56 Prozent der Meinung, dass die Zollpolitik die richtigen Bedingungen schafft, um das europäische Wachstum anzukurbeln. Auf die Frage, was am Ende des Jahres die wahrscheinlichste Headline sein wird, wählten 74 Prozent der Strategen «andere Märkte übertreffen» und die anderen 26 Prozent, die «US-Aktien übertreffen» wählten. Darüber hinaus sind drei Viertel der Meinung, dass der Euro bis Ende 2025 voraussichtlich stärker wird.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen und die anhaltende Unsicherheit im Handel haben auch Europa dazu veranlasst, den Blick nach innen zu richten und in der Folge die Investitionen in die europäische Verteidigung und Infrastruktur zu erhöhen, was Sektoren wie Banken und Rüstungsaktien unterstützt. Angesichts dieser Verschiebung glauben knapp 60 Prozent der befragten Strategen, dass Verteidigungsaktien von den weltweit steigenden Ausgaben profitieren werden, wobei diese Einschätzung bei europäischen Strategen mit 77 Prozent im Vergleich zu den USA mit 48 Prozent deutlich grösser ist.

Volatilität und Inflation weiterhin ein Thema

Abgesehen vom europäischen Optimismus bleiben die Strategen vorsichtig, was die Marktaussichten in den nächsten sechs Monaten angeht. Die Zahl der Faktoren, die von den Strategen als Gegenwind eingestuft werden - Geopolitik (53 %), Arbeitsmarkt (59 %), Konsumentenausgaben (79 %) oder ein Handelskrieg (65 %) - überwiegt deutlich gegenüber den Faktoren, die als Katalysatoren erwartet werden: Zentralbankpolitik (62 %) und Unternehmensgewinne (47 %).

Auf der makroökonomischen Seite setzen die Strategen von Natixis IM weiterhin mehr auf die Politik als auf die Wirtschaftspolitik, aber sie gehen davon aus, dass beide Seiten darunter leiden werden. In Anbetracht der anhaltenden Volatilität sind die Turbulenzen an den Finanzmärkten das grösste Risiko, das 85 Prozent der Strategen als mittlere und grosse Sorge einstufen. Trotz ihres traditionellen Status als sicherer Hafen gaben 62 Prozent der europäischen Strategen an, dass US- Treasury-Anlagen nicht mehr so sicher sind, wie sie es einst waren, während nur 24 Prozent der US-Strategen dasselbe sagte.

Das zweitgrösste Risiko sehen die Strategen in der Inflation, die acht von zehn als mittel und hoch einstufen. Was jedoch die konkreten Auswirkungen der Zölle angeht, so glauben drei Viertel der Befragten, dass die Zölle die Inflation nur vorübergehend erhöhen werden, während ein Viertel der Meinung ist, dass die Zölle zu einer anhaltenden Re-Inflation führen werden.

Potenzial bei der Rüstung

Die anhaltende Instabilität an den Märkten bleibt ein zentrales Thema. Sieben von zehn der befragten Strategen gehen davon aus, dass die Volatilität an den Aktienmärkten hoch bleiben wird; 68 Prozent erwarten dies auch für die Anleihemärkte. Trotz dieser Unsicherheit gaben 71 Prozent der Strategen von Natixis IM an, dass sie aktiv Chancen in der Aktienmarktvolatilität nutzen, und 74 Prozent sagten dasselbe für den Anleihemarkt. Dennoch entscheiden sich einige dafür, die Schwankungen einfach auszusitzen (29 Prozent im Aktienmarkt, 26 Prozent im Anleihemarkt).

Mit Blick auf die besten Anlagemöglichkeiten in den kommenden sechs Monaten zeigt sich ein positives Bild für europäische Aktien: Fast die Hälfte der Strategen von Natixis IM sieht in Rüstungsaktien das grösste Renditepotenzial. In den USA bleibt der Technologiesektor für das restliche Jahr am beliebtesten – 35 Prozent erwarten in ihrer Prognose für das zweite Halbjahr eine Wiederbelebung der Techbranche.

Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy, Natixis Investment Managers, kommentiert: «Im zweiten Halbjahr wird es für Strategen entscheidend sein zu klären, ob das europäische Wachstum tragfähig bleibt oder ob makroökonomische Unsicherheiten und Volatilität die Märkte weiterhin belasten. Angesichts anhaltender Marktschwankungen und sich entfaltender Zollrisiken müssen Anleger genau hinschauen, wo sich Chancen eröffnen – insbesondere im Bereich Anleihen, Verteidigung und Technologie.»

Aktives Management

Für die zweite Hälfte des Jahres 2025 setzen die Strategen auf Anleihen, wobei 44 Prozent betonen, dass sie sowohl zur Erzielung von Renditen als auch von Erträgen eingesetzt werden können, aber mehr als zwei Drittel (68 Prozent) weisen darauf hin, dass ein aktives Management der Schlüssel zur Wertsteigerung von Anleihenportfolios ist.

In Bezug auf den US-Markt wurde hervorgehoben, dass Investment-Grade-Anleihen bei den europäischen Strategen (54 Prozent) beliebter sind als bei ihren US-Kollegen (24 Prozent), was mit der Einschätzung der US-Strategen übereinstimmt, dass die Kreditausfälle wahrscheinlich zunehmen werden (48 Prozent); bei den Europäern waren nur 15 Prozent dieser Meinung.

Bei den europäischen festverzinslichen Anlagen waren Core-Staatsanleihen (29 %) und Investment-Grade- Kredite (29 %) die beliebteste Wahl. Diese Divergenz zeigt, dass in den USA ein deutlicher Appetit auf europäische Anleihen mit langen Laufzeiten besteht, während in Europa der Schwerpunkt auf kürzeren Laufzeiten liegt (69 %), verglichen mit 57 % in den USA. Ebenso wurden die grössten negativen Auswirkungen eines Handelskriegs im zweiten Halbjahr bei Staatsanleihen mit langen Laufzeiten in den USA (41 %) und bei hochverzinslichen/variabel verzinslichen Schuldtiteln der Industrieländer in Europa (35 %) gesehen.

Der vollständige Umfragebericht ist HIER erhältlich.

[link]