Europäische Aktien rücken wieder stärker in den Fokus, auch bei internationalen Anlegern. «In einem globalen Umfeld voller Unsicherheiten bietet der Kontinent Diversifikation und attraktive Bewertungen», schreibt Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments und Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Management. Sie erklärt, warum besonders europäische Nebenwerte überzeugen.
In einem von geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten geprägten Umfeld erleben europäische Aktien laut Olsen ein bemerkenswertes Comeback. Nach den stark negativen Kapitalabflüssen der letzten drei Jahre kehren Investoren nun zurück: Bis Ende April 2025 flossen über 20 Milliarden Euro in europäische Aktien.
Der MSCI Europe notiert mit einem Forward-KGV von rund 13x, verglichen mit etwa 21x beim S&P 500 – was einem Bewertungsabschlag von knapp 40 Prozent entspricht. Auch bei der durchschnittlichen Dividendenrendite liege Europa mit über 3,5% vorne.
Fiskalpolitisch schlage Europa – und allen voran Deutschland – ein neues Kapitel auf. Nach 30 Jahren «struktureller Unterinvestition» werden die Verteidigungsausgaben angehoben. Aufgrund der Dringlichkeit ist das NATO-Ziel von 2 Prozent des BIP für Olsen «schon fast Makulatur». Künftig könnten 3,5 bis 4 Prozent anvisiert werden. Flankierend werden Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung in Angriff genommen. Das schaffe eine solide Basis für Wachstum.
Auch verbesserten sich laut der Expertin die makroökonomischen Rahmenbedingungen für Unternehmen und Anleger: Die EZB stellt weitere Leitzinssenkungen in Aussicht, während die Inflation dank sinkender Energiepreise und moderater Löhne weiter zurückgehe. Europäische Indizes weisen aufgrund ihrer Sektorzusammensetzung – weniger Tech, mehr Industrie und Finanz – eine starke Binnenmarktorientierung auf, was sie robuster gegenüber tarifären Unsicherheiten mache.
Das zeigt sich auch bei den «Granola»-Aktien. Es handelt sich um elf Aktien, die 2023 noch 60 Prozent zum Gesamtanstieg des europäischen STOXX 600-Index beigetragen haben. Der Spitzname Granolas lässt sich (mit etwas gutem Willen) aus den Anfangsbuchstaben der elf Unternehmen ableiten: GSK, Roche, ASML, Nestle, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LMVH, AstraZeneca, SAP und Sanofi.
Noch spannender als der Gesamtmarkt präsentiere sich derzeit europäische Small & Mid Caps. Während sich Anleger in den letzten Jahren gemäss der Expertin auf die sogenannten «Granolas» fokussierten, wurden kleinere Werte vernachlässigt, mit dem Ergebnis, dass sich deren Bewertungsniveau auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008 befindet.
Dabei spreche vieles für ein Umdenken. Was für Europas Aktienindizes insgesamt gelte, treffe auf Nebenwerte noch deutlicher zu. «Wir haben es oft mit Hidden Champions zu tun, lokal verwurzelt und weniger abhängig von komplexen, globalen Lieferketten. Ihre Geschäftsmodelle sind meist klar fokussiert, geprägt von hoher Innovationskraft und ausgezeichneter Qualität – Eigenschaften, die in einem zunehmend volatilen und sich deglobalisierenden Umfeld besonders gefragt sind», erläutert Olsen.
Von Jahresbeginn bis Ende Mai haben kontinentaleuropäische Small & Mid Caps gemessen am MSCI Europe Small ex UK eine Rendite von 12,7 Prozent erwirtschaftet, verglichen mit 10,1 Prozent für den Stoxx 600, 7,8 Prozent für den Stoxx 50 und -7,9 Prozent für den S&P 500, wobei etwas weniger als die Hälfte der Unterperformance auf die Dollar-Schwäche zurückzuführen sei.
Der Bellevue Entrepreneur Europe Small Fonds investiert gezielt in eigentümergeführte Werte. Sowohl Wachstums- wie auch Value-Titel finden Eingang ins Portfolio, was für Diversifikation sorge und eine beständigere Performance in einem breiten Spektrum von Markt- und Zinskonstellationen ermögliche.
Von Jahresbeginn bis Ende Mai liegt der Fonds 13,8 Prozent im Plus – deutlich über dem breiten Markt. Auch über 3, 5 und 10 Jahre zählt der Fonds zu den besten seiner Kategorie. «Europas Small & Mid Caps holen auf. Attraktive Bewertungen, strukturelle Wettbewerbsvorteile und eine gestärkte wirtschaftliche Basis machen die Anlageklasse zu einer vielversprechenden Ergänzung im Portfolio professioneller Investoren», so das Fazit.