Es ist sehr gut möglich, dass sich US-Aktien unter Präsident Donald Trump sowohl gegenüber US-Staatsanleihen als auch gegenüber Aktien der Eurozone und Asien besser entwickeln. Die Gründe dafür erläutert Gérard Piasko, CIO der Privatbank Maerki Baumann.
Die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigte Erhöhung der Handelszölle sind gegen Asien und Europa gerichtet. Das würde nicht nur die Exportindustrie dieser beiden Kontinente schmälern, sondern wegen der dominanten Ausfuhren in die USA die Wirtschaft in Europa und Asien generell.
In den USA wäre das Gegenteil der Fall, US-Unternehmen bieten sich Chancen, ihre globalen Marktanteile zu erhöhen. Verletzlich ist Amerika auf der Preisseite. Eine verschärfte Handelspolitik würde wegen teurerer Importe zumindest temporär inflationär wirken.
Auf eine weitere, weniger bekannte Inflationsquelle weist Gérard Piasko, Chief Investment Officer (CIO) der Zürcher Privatbank Maerki Baumann, in seinem jüngsten Monatsreport hin. Trump will energisch gegen die illegale Immigration vorgehen. «Das kann im Agrar- oder Bausektor partiell zu weniger verfügbaren Arbeitskräften führen bzw. die Löhne in diesen Branchen erhöhen», hält Piasko fest.
Gleichwohl würden die Vorteile von Tumps «America first»-Politik für die Wirtschaft und den Aktienmarkt überwiegen. Die Stichworte dazu sind Deregulierung und Steuersenkungen.
Der unter der ersten Trump Präsidentschaft 2017 beschlossene und 2025 zu Ende gehende «Tax Cut and Jobs Act» könnte verlängert oder - mehr noch - verschärft werden, führt Piasko aus, zumal der republikanische Präsident in der neuen Legislatur über eine Mehrheit im Kongress verfügt. Und niedrigere Steuern bedeuten höhere Unternehmensgewinne. Zudem, fügt Piasko an, könnte das US-Wirtschafts- und Gewinnwachstum von einem stärkeren Konsum der von weiterhin tiefen Steuern profitierenden wohlhabenderen Amerikaner profitieren.
Somit sei es durchaus denkbar, dass amerikanische Aktien je nach Details der kommenden Gesetzgebung sowohl gegenüber amerikanischen Staatsanleihen als auch gegenüber Aktien der Eurozone und relativ bevorteilt werden, betont er.
Je nach Veränderung der Aussenpolitik mit vielleicht überraschenden Wendungen im Sinne des «Dealmakers» Trump, der Abkommen sucht, die den Interessen der USA entgegenkommen, könnten bei wahrscheinlich höherer Volatilität in Zukunft auch diversifizierende Anlageklassen wie Privatmarktanlagen, Gold oder andere Rohstoffe und Krypto-Anlagen wie Bitcoin gefragt sein. Beim Bitcoin ist die Nachfragebelebung bereits Tatsache.
Innerhalb der Aktienbranchen komme es auf die Veränderung der Regulierung an. Deregulierung habe in der Vergangenheit, zum Beispiel in der Reagan-Ära, vor allem den Sektoren Technologie, Finanzen und fossile Energie, aber auch Verteidigung Auftrieb verliehen. Der Bereich der alternativen Energien entwickelte sich im Gegensatz dazu relativ bescheiden.
Piasko weist noch auf einen anderen Punkt hin: «Wenn man historisch betrachtet, wie US-Aktien unter republikanischen oder demokratischen Präsidenten abgeschnitten haben, sieht man, dass es weniger auf die Regierungspartei als auf die Frage ankam, ob es eine Rezession gab oder nicht.»
Dealmaker Trump dürfte alles versuchen, um eine Rezession zu verhindern. Die Entwicklung der US-Wirtschaft sieht über alles gesehen günstig aus, und Rückschlagsrisiken gibt es immer. «Es bleibt weiterhin überaus spannend an den internationalen Finanzmärkten», ist Piaskos allgemeines Fazit.